Bestimmte Biomarker im Blut von Diabetikern weisen möglicherweise auf das Risiko und die Progression für Typ-2-Diabetes hin. Es gibt zwar noch viel zu tun, doch das könnte einen Ansatz für personalisierte Therapien bieten.
Ein Forscherteam hat in Proben von Diabetikern Moleküle entdeckt, die zur Personalisierung von Behandlungen beitragen könnten. Die Studie wurde im Rahmen des europäischen Projekts RHAPSODY (Risk Assessment and Progression of Diabetes) durchgeführt. Die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlichte Studie wirft ein Licht auf neue Moleküle, die klinischen Teams helfen könnten, die Verschlechterung des Glukosestoffwechsels vorherzusagen und zu überwachen.
„In unserer Studie haben wir uns dafür entschieden, Biomarker für das Fortschreiten von Diabetes systematisch zu untersuchen. Sie gehören zu drei sehr unterschiedlichen Molekülklassen: kleine geladene Moleküle (Metaboliten), Lipide und Proteine“, erklärt Prof. Guy Rutter.
Dank ausgefeilter molekularer Tests, die an den Blutproben von 3.000 Personen aus drei Kohorten in Europa und einer in den USA durchgeführt wurden, konnten die Wissenschaftler feststellen, dass etwa 20 Moleküle – neun Lipide, drei Metaboliten und elf Proteine – mit einem schnellen Fortschreiten der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Unter den 1.300 getesteten Proteinen stach das Protein NogoR besonders hervor.
Um diese Erkenntnisse zu untermauern, testeten Rutter und sein Team die Auswirkungen einer Erhöhung des NogoR-Blutspiegels auf den Stoffwechsel genetisch veränderter Mäuse. „Indem wir Mäusen, die mit einer fett- und zuckerreichen Diät gefüttert wurden, eine Injektion gaben, verbesserten wir ihre Glukosetoleranz. Bei db/db-Mäusen, einem Typ-2-Diabetes-Mausmodell, verschlechterten wir ihre Insulinsensitivität, d. h. ihre Fähigkeit, den Blutzuckerspiegel zu regulieren“, erklärt Rutter. „Indem wir die beteiligten Signalwege und Mechanismen aufklären, könnten wir dieses Protein hemmen, das die für die Insulinsekretion verantwortlichen Zellen der Bauchspeicheldrüse abtötet, und so das Fortschreiten von Diabetes verlangsamen.“
„In unserer Studie haben wir zu unserer Überraschung festgestellt, dass die von uns identifizierten Biomarker für das Fortschreiten der Zuckerkrankheit dieselben sind wie die für das Diabetesrisiko. Das deutet darauf hin, dass in beiden Fällen derselbe biologische Prozess abläuft“, so Rutter.
Der Forscher wünscht sich, dass klinische Teams in naher Zukunft in der Lage sein werden, diese neuen Biomarker schnell und kostengünstig mit einem einzigen Blutstropfen zu testen, um das Fortschreiten der Krankheit besser vorhersagen zu können. Dazu müssen sie allerdings noch einige technologische Entwicklungen abwarten.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des University of Montreal Hospital Research Centers. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Mitchell Luo, Unsplash