„Die Ungleichverteilung ist schädlich und verhindert wissenschaftlichen Fortschritt“ – so bringt ein Experte ein Problem im Sport auf den Punkt. Betroffen sind nicht nur Profi-Sport und Medizin, sondern auch die Forschung. Wie es besser ginge.
Frauen sind weltweit unterrepräsentiert im Bereich der Sport- und Bewegungsmedizin. Das hat ein Team aus internationalen Wissenschaftleren in einer Studie herausgefunden, die nun im BMJ Open Sports & Exercise Medicine Journal veröffentlicht wurde. Demnach sind weniger als 20 Prozent der Mannschaftsärzte professioneller Sportteams Frauen. In der Forschung sieht es ähnlich aus: Weniger als 25 Prozent der Erst- und Letztautoren wissenschaftlicher Veröffentlichungen und der Führungspositionen in Fachzeitschriften der Sportwissenschaft sind weiblich.
„Komplett männlich besetzte Podiumsdiskussionen und ausschließlich männliche Keynote-Speaker sind in der Sport- und Bewegungsmedizin noch immer gang und gäbe“, sagt der Letztautor der Studie, Prof. Daniel Belavy von der Hochschule für Gesundheit in Bochum. „Frauen erfahren in der Branche hingegen oftmals mangelnden Respekt. So wird beispielsweise das Urteilsvermögen von Sportmedizinerinnen häufiger in Frage gestellt als das ihrer männlichen Kollegen. Auch sexuelle Belästigung ist ein Problem.“
„Der Mangel an Frauen betrifft viele Fachbereiche in der Sport- und Bewegungsmedizin“, so Belavy weiter. „Das fängt bei den Teilnehmenden an wissenschaftlichen Studien an, die auch meist eher männlich besetzt sind, und betrifft genauso Ärzt*innen in Krankenhäusern und Wissenschaftler*innen.“ Wenn aber positive Vorbilder fehlten, sei es schwer, der Ungleichheit zu begegnen. „Diesen Kreislauf muss die Branche durchbrechen“, findet Belavy. „Die Ungleichverteilung ist schädlich und verhindert oftmals wissenschaftlichen Fortschritt.“ So gebe es noch immer große Wissenslücken in wichtigen Forschungsbereichen wie der sportlichen Leistung von Frauen oder ihrer kardiovaskulären und muskuloskelettalen Gesundheit.
„Es ist wichtig, die Unterrepräsentation zunächst einmal anzuerkennen, um daran arbeiten zu können“, sagt Belavy. Der Mangel an weiblichen Vorbildern könne sonst dazu führen, dass der Kreislauf der geschlechtsspezifischen Voreingenommenheit in der Sport- und Bewegungsmedizin weiterbestehe und an die nächste Generation der Fachkräfte weitergegeben werde. Um das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in Praxis und Forschung der Sport- und Bewegungsmedizin zu beseitigen, empfehlen die Autoren eine Reihe von Maßnahmen für Berufsverbände und akademische Einrichtungen in diesem Fachgebiet. Dazu gehören:
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Hochschule für Gesundheit. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Chase Clark, Unsplash