Früherkennung, Vermeidung von Biopsien und schnelle Therapieentscheidungen: Moderne Diagnoseverfahren und KI haben die Dermatologie in den letzten Jahren optimiert. Dermatologen ziehen nun Bilanz.
Je früher eine exakte Hautkrebsdiagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Zur Früherkennung von Hautkrebs haben sich in den letzten Jahren insbesondere beim malignen Melanom, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom – und der aktinischen Keratose als Vorstufe – spezialisierte Methoden zur Diagnostik etabliert.
Über 50 Kliniken und Praxen in Deutschland setzen bereits die konfokale Lasermikroskopie und die optische Kohärenztomographie (OCT) ein. Weitere innovative Bildgebungsverfahren erweitern neben der Multiphotonentomographie die nichtinvasive dermatologische Diagnostik: Line-Field Confocal OCT (LC-OCT), die Dermatofluoroskopie und die optoakustische Bildgebung.
„Die Bildgebung in der Dermatologie hat sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Davon profitiert vor allem die Hauttumordiagnostik, aber mittlerweile auch die Diagnostik vieler entzündlicher Dermatosen“, erklärt Dermatologin Prof. Julia Welzel. „Diese optischen Biopsien erlauben uns eine umgehende Einordnung und eine schnelle Therapieentscheidung. Und das nicht-invasiv“, ergänzt Welzel. Ein weiterer Vorteil: Diagnostik und Therapie können sofort bei einem Besuch erfolgen – ein Konzept, das sich derzeit unter dem Begriff „One Stop Shop“ etabliert.
„Die nichtinvasive Diagnostik ermöglicht es uns also ggf. sofort mit einer nicht-chirurgischen Therapie zu starten“, führt Welzel weiter aus. Ein Beispiel hierfür ist die Behandlung von Basalzellkarzinomen beispielsweise mit dem Immuntherapeutikum Imiquimod, anderen örtlich anzuwendenden Chemotherapien oder einer photodynamischen Therapie (PDT). Bei letzterer erfolgt die Behandlung von Tumoren und Vorstufen des weißen Hautkrebs in Kombination mit einem Photosensibilisator. Weitere Vorteile sieht Welzel in dem Einsparpotential von Ressourcen: Durch Früherkennung sind keine großen Operationen erforderlich und teure Systemtherapien können vermieden werden.
Die Auflichtmikroskopie ist eine Betrachtung der Haut mit einer Vergrößerungsoptik. Sie ist seit vielen Jahren zur Diagnostik etabliert. Da sie digitale Bilder liefert, wurde hierfür bereits KI zur Entscheidungsunterstützung integriert, die beim Aufspüren initialer Melanome hilft. Sequenzielle Videodermatoskopie und Ganzkörperfotografie nutzen ebenfalls digitale Auswertungstools mit KI und unterstützen damit die Arbeit der Dermatologen durch eine automatisierte Läsionserkennung und -verfolgung. „Die sequenzielle Videodermatoskopie in Kombination mit der Ganzkörperphotographie hat den Vorteil, alle Veränderungen im Zeitverlauf anzuzeigen, auch wenn typische Malignitätskriterien fehlen, die Pigmentmale jedoch eine morphologische oder farbliche Dynamik besitzen“, erklärt Welzel.
„Neben vielen weiteren noch durchzuführenden Studien zum Einsatz nicht-invasiver Bildgebung müssen diese Fähigkeiten in der dermatologischen Aus- und Fortbildung noch stärker verankert werden“, fordert Prof. Michael Hertl von der DDG. Mit modernen bildgebenden Verfahren und dem Einsatz von KI zur automatisierten Analyse und klinischen Entscheidungsunterstützung kann die Zahl unnötiger Biopsien und Exzisionen bei gutartigen Läsionen verringert werden. „Mit diesen Techniken können wir die Frühdiagnostik sowie das Therapiemonitoring von Hauttumoren und zahlreichen anderen entzündlichen Dermatosen deutlich verbessern“, bilanziert Hertl.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
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