Information und Kommunikation – zwei Kernkompetenzen für Apothekenteams. Um Patienten gut zu beraten, benötigen Kollegen Fortbildungsangebote. Viele wünschen sich mehr Austausch, Produkttests oder moderne Online-Communities. Diese Nische nutzen Hersteller allzu gerne, um Personal mehr oder minder subtil zu beeinflussen.
Kolleginnen und Kollegen sind sich einig, dass öffentliche Apotheken durch ihre Beratung bei Kunden punkten. Das wird ohne entsprechendes Wissen kaum funktionieren. Um Details zu ermitteln, befragte das Marktforschungsinstitut SKOPOS 102 Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) zu Kommunikation, Beratung und Weiterbildung. An der Studie nahmen 94,1 Prozent Frauen und 5,9 Prozent Männer teil. Dabei waren 35 Prozent zwischen 20 und 29 Jahre alt, weitere 30 Prozent 30 bis 39, und 35 Prozent über 40. MSL Germany holte anschließend Feedback von Apothekern ein.
Einige Resultate der MSL-Gesundheitsstudie 2014: Lediglich 15 Prozent aller PTA schätzten ihren Kenntnisstand als hoch genug ein, um Kunden gut zu informieren. Besonders groß sind die Defizite bei jungen PTA bis 29. Mit Fachwissen allein ist es nicht getan. Vielmehr benötigen sie spezielle Strategien, um bei Laien die richtigen Worte zu finden. Für viele der Befragten steht ein Austausch mit Kollegen dabei an erster Stelle (83 Prozent). Dann folgen Fachzeitschriften (82 Prozent), interne Fortbildungen (74 Prozent) sowie Angebote der Fachmedien (67 Prozent). Kurse von Pharmaunternehmen (63 Prozent) sowie deren Onlineangebote (39 Prozent) erfreuen sich ebenfalls einer großen Beliebtheit. Hier ist die erforderliche Neutralität nicht immer gewahrt. Zur Zeitplanung selbst: Etwa 37 Prozent haben während des Jobs mindestens einmal pro Tag Zeit, sich Wissen anzueignen. Bei knapp der Hälfte ist dies mindestens einmal pro Woche möglich. Insgesamt greifen 71 Prozent in ihrer Freizeit einmal oder mehrmals pro Woche zur Zeitschrift oder zum Computer.
Entsprechende Angebote sollten deutlich ausgebaut werden, heißt es von MSL. Um sich bei Beratungssituationen sicherer zu fühlen, wünschen sich 72 Prozent generell Tipps für die erfolgreiche Kommunikation, und 76 Prozent wollen diverse Kundentypen besser verstehen. Dabei hätten PTA gerne mehr Beiträge von Fachmedien (90 Prozent) und von Herstellern (89 Prozent). „Pharmafirmen sind ein wichtiger Dialogpartner für das Apothekenteam und können diese Mittlergruppe intensiver unterstützen“, heißt es in der Studie. „Wichtig ist ein Angebot, das über die Vermittlung von Produktwissen hinausgeht.“ Hier sind in erster Linie Informationen zu Medikamenten sowie zu Wechselwirkungen (86 Prozent) relevant.
Eine mögliche Strategie dahinter: Firmen, die vermeintlich oder tatsächlich gut informieren, polieren ihr Image gegenüber Fachpersonal auf. PTA empfehlen laut der Studie erstrangig Produkte, falls sie über profunde Kenntnisse verfügen (96 Prozent) oder gute Erfahrungen gemacht haben (89 Prozent). Nicht zu verachten ist das Ansehen eines Unternehmens beziehungsweise einer Marke. Hiervon lassen sich 30 Prozent stark und 39 Prozent zumindest teilweise leiten. Viele PTA gaben an, auch von einer vermeintlich untermauerten Wirksamkeit, von Experten-Statements oder von Tester-Clubs beeinflusst zu werden. Diese Einschätzung bestätigten Approbierte: Bei acht von zehn Befragten spielte das Markenimage eine Rolle, falls sie Präparate empfehlen. Apotheker und PTA bestätigen, dass Ergebnisse der „Stiftung Warentest“ ebenfalls Relevanz haben, obwohl teilweise Zweifel am Studiendesign bestehen.
Noch ein Blick auf spezielle Tools zur Kommunikation: Insgesamt bekundeten 58 Prozent aller 20- bis 29-Jährigen und 42 Prozent der Generation „40 Plus“ ihr Interesse, sich über eine geschützte Community auszutauschen. Rund zwei Drittel aller Befragten würden sich auch beteiligen, sollte eine Firma hinter dem Netzwerk stecken. Auf besonderes Interesse stoßen Produkttests. Hier können sich 91 Prozent aller Interviewten vorstellen, selbst aktiv zu werden. Teilweise äußerten sie den Wunsch, Firmen bei der Vermarktung und Produktkommunikation zu unterstützen. „Für Pharmaunternehmen birgt der Aufbau von Online-Communities einige Potenziale“, schreiben die Autoren der MSL-Gesundheitsstudie 2014. „So können wertvolle Hintergrundinformationen direkt aus der Zielgruppe Apothekenteam gewonnen werden.“ Zudem wirke sich eine moderne Community positiv auf das Unternehmensimage aus.
Die Untersuchung zeigt im Dunstkreis von Information und Kommunikation, mit welchen Strategien pharmazeutische Hersteller versuchen, Apothekenteams – allen voran PTA – zu beeinflussen. Fortbildungen gelten hier als besonderes Problem, das aus anderen Branchen nur allzu bekannt ist. Beispielsweise hat die Ärztekammer Berlin eine Akkreditierung widerrufen, weil sie bewusst über den Umfang des Sponsorings getäuscht wurde. Etliche Vorträge entsprachen nicht der geforderten Produkt- und Firmenneutralität. Auch im pharmazeutischen Bereich wäre mehr Wachsamkeit erforderlich – vor allem bei Veranstaltungen für das freiwillige Fortbildungszertifikat. Standesvertreter fordern eine „Unabhängigkeit der Fortbildung“, prüfen dies vor Ort aber kaum nach.