Jeder siebte Kaderathlet hat ein auffällig niedriges Wohlbefinden oder großes Depressionsrisiko. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Deutschen Sporthochschule Köln. Besonders betroffen sind junge Frauen.
Das Forschungsprojekt „NRW-Athlet:innen for future“ untersucht die Lebenswelt und die Eigenschaften junger Leistungssportler in NRW. Die Idee dahinter: Athleten soll es gut gehen, sie sollen sich unterstützt fühlen, damit sie sich durch und im Sport positiv entwickeln können. „Wir wollen herausfinden, wie sich Belastungen gerade in der aktuell schwierigen Zeit auf das Leben und die psychische Gesundheit von Athlet*innen auswirken“, erklärt Projektleiter Prof. Jens Kleinert. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Daten von mehr als 480 Leistungssportlern flossen in die Auswertung ein. Überwiegend Landeskaderathleten zwischen 14 und 17 Jahren nahmen an der Umfrage teil, aber auch Bundeskaderathleten. Das Projektteam berücksichtigte dabei alle Sportarten: olympische und paralympische Sportarten, Disziplinen des Gehörlosensports sowie Sportarten, die nicht zum Wettkampfprogramm der Olympischen Spiele gehören. Die Athleten beantworteten unter anderem Fragen zu ihrer persönlichen und sportlichen Situation, zu Zukunftsplänen, Wohlbefinden und Unterstützungsangeboten im Sport.
Die Daten zeigen: Jeder siebte Kaderathlet in Nordrhein-Westfalen gibt ein niedriges Wohlbefinden an oder besitzt ein auffällig hohes Risiko, eine Depression oder eine ähnliche psychische Erkrankung zu erleiden. Insbesondere Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren und weibliche Befragte sind hiervon betroffen. „Gleichzeitig sind die Stressresistenz und Resilienz häufig zu niedrig“, berichtet Dr. Johanna Belz aus dem Forschungsteam. Jugendliche Kaderathleten benötigen daher eine angemessene psychische und psychosoziale Betreuung, bei der alle Systeme zusammenarbeiten, so das Fazit der Studie.
Die Befragung zeigt auch: Obwohl die Mehrzahl der Sportler psychisch gesund ist, gibt es Handlungsbedarf bei bestimmten Zielgruppen. Insbesondere bei Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren sowie generell weiblichen Kaderathletinnen. Daher fordert das Team, dass Wissenschaft und Praxis gemeinsam die besondere Problematik dieser Zielgruppen hinterfragen müssen. „Außerdem müssen wir psychische Gesundheit regelmäßig und verbindlich im Sinne eines einfachen Screenings überprüfen, um auffälligen Werten nachgehen zu können“, fordert Studienleiter Kleinert.
Unterstützungsbedarf besteht insbesondere bei Alltagsproblemen und in der Doppelbelastung von Ausbildung und Leistungssport. Die Studie zeigt aber auch, dass Unterstützungsangebote oft nicht bekannt genug sind oder zu wenig genutzt werden. Insbesondere die wichtige Rolle von Eltern, aber auch Trainern, müsse stärker berücksichtigt werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Sporthochschule Köln. Hier findet ihr mehr zum Projekt.
Bildquelle: Philip Strong, unsplash