Eine ältere Dame sackt zuhause plötzlich zusammen. Schnell steht die Diagnose fest: Pneumonie. Doch im Krankenhaus kommen plötzlich merkwürdige Nackenschmerzen hinzu – und alle Therapieversuche schlagen fehl. Was ist hier los?
Eine 90-jährige Frau wird zuhause zusammengesackt auf der Toilette aufgefunden und sofort ins Krankenhaus gebracht. Die Liste ihrer Vorerkrankungen ist lang: Hypertonie, Demenz, Hypothyreose, chronische Nierenerkrankung im Stadium III, Mitralinsuffizienz, paroxysmales Vorhofflimmern, Migräne und Vitamin-D-Mangel. Bislang war die Frau zuhause selbstständig mobil.
Bei der Aufnahmeuntersuchung der nun deutlich verwirrten Patientin stellen die Ärzte basale Krepitationen fest. Schnell steht die Diagnose einer Pneumonie, weshalb die 90-Jährige antibiotisch behandelt wird. Zusätzlich stellen die Ärzte noch die Diagnosen Rhabdomyolyse, akute Nierenschädigung und hypoaktives Delir.
Die Patientin spricht gut auf die Antibiose an und auch die Vitalwerte sind so weit stabil. Doch am 7. Tag klagt sie plötzlich über rechtsseitige Nacken- und Schulterblattschmerzen. In einer erneuten Untersuchung zeigt sich die Halswirbelsäule berührungsempfindlich und nur eingeschränkt beweglich. Anzeichen für einen Meningismus können die Ärzte jedoch nicht feststellen. Daher beginnen sie eine Analgetikatherapie mit Paracetamol, Codein, Lidocainpflaster und später auch Oxycodon. Doch merkwürdigerweise bessern sich die Beschwerden der 90-Jährigen darunter kaum. Nur woher kommen die plötzlichen Schmerzen?
Die behandelnden Ärzte nehmen erneut Blut ab. Dabei zeigen sich erhöhte Entzündungwerte, was sich in der Leukozytenzahl und im CRP-Wert widerspiegelt, sowie eine gestörte Nierenfunktion. Zusätzlich lassen die Ärzte noch Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule durchführen. Diese ergeben allerdings keinerlei pathologischen Befunde im Bereich der schmerzenden Stelle. Doch warum bessern sich die Schmerzen dann nicht unter der medikamentösen Therapie? Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, werden nun zusätzlich noch CT-Aufnahmen der Wirbelsäule angefordert. Darauf entdecken die Ärzte lineare Kalkablagerungen am Dens axis sowie eine Verdickung und Verkalkung der den Dens umgebenden Ligamenta alaria.
Wie ist das zu erklären? Die Antwort lautet: Crowned-Dens-Syndrom. Dabei handelt es sich um die axiale Manifestation einer Pyrophosphatarthropathie (CPPD) um das Atlantodentalgelenk. Die Patientin wird daraufhin rheumatologisch untersucht und eine Steroidbehandlung begonnen. Darunter besseren sich die Beschwerden rasch. Doch zu allem Überfluss bekommt die Patientin unter dieser Behandlung noch eine nosokomiale Lungenentzündung. Da sie nur schlecht auf die Antibiotika anspricht, wird sie schließlich zur Palliativversorgung nach Hause entlassen.
Text - und Bildquelle: Shams et al. / Oxford Medical Case Reports
Titelbild: Unsplash / Pro Church Media