Eine schwere RSV-Infektion im Säuglingsalter erhöht das Asthma-Risiko. Doch warum – und was ist mit milden Verläufen? Forscher fanden heraus, worauf Ärzte besonders achten sollten.
Das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein saisonales Atemwegsvirus, das hauptsächlich Säuglinge befällt und die Hauptursache für eine Bronchiolitis ist. Die Symptome sind bei den meisten Kindern mild und klingen nach etwa einer Woche ab. Insbesondere bei Frühgeborenen oder sehr jungen Säuglingen sowie bei Kindern mit chronischen Lungenerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern kann eine RSV-infektion jedoch zu schweren Erkrankungen oder zum Tod führen. RSV ist die weltweit häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Atemwegserkrankungen im ersten Lebensjahr.
Schon vor einigen Jahren haben Forscher den Zusammenhang zwischen schwerem RSV und Asthma festgestellt. Eine neue Studie hat nun erstmals die Auswirkungen von RSV-Infektionen im ersten Lebensjahr aller Schweregrade auf das Asthmarisiko bei Kindern untersucht. Die Studie umfasste 1.946 gesunde Säuglinge, die zu Beginn der RSV-Saison (etwa November bis März) sechs Monate alt oder jünger waren. Diese wurden im ersten Lebensjahr regelmäßig auf eine Infektion untersucht. Dies ergab, dass 54 % der Säuglinge im ersten Lebensjahr mit RSV infiziert waren – bei 46 % fanden die Forscher keine Hinweise auf eine Infektion.
„Wir haben uns auf das erste Lebensjahr konzentriert, weil es ein sehr wichtiger Zeitraum für die Entwicklung der Lunge und des Immunsystems ist“, erklärt Erstautor Dr. Christian Rosas-Salazar. „Wir vermuteten, dass die Infektion eines Kindes mit RSV im ersten Lebensjahr – wenn sich die Lunge und das Immunsystem noch in der Entwicklung befinden – zu bestimmten Anomalien führen könnte, die später Asthma auslösen“, so Rosas-Salazar.
Die Säuglinge wurden jährlich nachuntersucht und dann im Alter von 5 Jahren auf Asthma getestet. Das Ergebnis: Säuglinge, die im ersten Lebensjahr nicht mit RSV infiziert waren, wiesen im Alter von 5 Jahren ein um 26 % geringeres Asthmarisiko auf als die frühzeitig infizierten Kinder. „Unsere Ergebnisse zeigen einen altersabhängigen Zusammenhang zwischen einer RSV-Infektion im Säuglingsalter und Asthma im Kindesalter“, erläutert Erstautor Dr. Christian Rosas-Salazar. Die Wissenschaftler konnten weiterhin zeigen, dass dieser Zusammenhang zum Teil auf eine gemeinsame Vererbung von schwerem RSV und Asthma zurückzuführen ist.
„Wir hoffen, dass die Ergebnisse nun zu einer langfristigen Nachverfolgung der häufigen Atemwegserkrankungen bei Kindern in Studien zur RSV-Prävention motivieren – einschließlich der Weiterentwicklung von Impfstoffen und monoklonalen Antikörpern, die den Schweregrad der Infektion verringern können“, so Rosas-Salazar. Der Nachweis der Wirksamkeit von RSV-Impfstoffen gegen Asthma bei Kindern könne das öffentliche Interesse und die Akzeptanz eines Impfstoffs erhöhen, vermuten die Wissenschaftler.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Vanderbilt University Medical Center. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Jonathan Borba, unsplash.