Wer ein verletztes Wildtier findet, muss oftmals lange nach fachkundiger Hilfe suchen. Hier soll ein neues Netzwerk jetzt Abhilfe schaffen. Kann das Modell aus Sachsen auch in andere Regionen übertragen werden?
In Sachsen gibt es bereits mehr als 80 Wildtierpflegestellen und mehr als 50 Tierheime und tierheimähnliche Anlaufstellen. Doch weder für sie noch für wildtiermedizinisch tätige Tierärzte gebe es Fortbildungen zum Thema Wildtierpflege. Vor dem Hintergrund von invasiven, also neu eingeschleppten Krankheitserregern, findet Dr. Maria Elisabeth Krautwald-Junghanns, Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien an der Universität Leipzig, dies umso erstaunlicher. „Die Aufnahme und Pflege von Wildtieren erfordert einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Hinzu kommen Unsicherheiten im Umgang und in der Unterbringung von Wildtieren sowie das mögliche Infektionsrisiko für den Menschen“, so Krautwald-Junghanns.
Auch tierärztliche Hilfe sei oft rar. „Wir hoffen, dass sich die Situation durch das Netzwerk verbessert, indem wir aktuelles Fachwissen zur Wildtiermedizin leichter verfügbar machen“. Mit dem neuen Netzwerk soll eine teilweise finanzielle Unterstützung und eine Vernetzung zwischen Tierpflegern, Tierärzten und Behörden in Sachsen ermöglicht werden.
„Letztes Jahr rief mich eine Frau an, die mit ihren beiden Kindern unterwegs war und am Straßenrand eine lebende Taube mit einem abgerissenen Flügel gefunden hatte“, so Krautwald-Junghanns bezüglich der Motivation zur Gründung des Netzwerks. „Sie hatte bereits acht erfolglose Telefonate mit Stadt, Forstamt und Tierärzten hinter sich, die ihr alle nicht weiterhelfen konnten. Das war der Punkt, an dem ich beschloss, ein Netzwerk zur Wildtierhilfe zu gründen.“ Gemeinsam mit den anderen Gründungsmitgliedern, die teils auch an der Universität Leipzig tätig sind oder waren, und der Landesarbeitsgruppe Tierschutz der Bündnisgrünen, will sie ein Netzwerk zur Förderung der Versorgung verletzter und verunfallter Wildtiere aufbauen, an dem Behörden, Tierärzte und Tierschutzorganisationen, aber auch Wissenschaftler beteiligt sind.
Ein wissenschaftlicher Beirat mit Tierärzten und Biologen – teilweise auch aus dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – ergänzt das Netzwerk. Auch eine Studierendengruppe hat sich bereits gebildet, die Angebote für eine Greifvogelstation und ein konkretes Projekt zur Wildtier-Jungtieraufzucht entwickelt hat. „Wir wollen regelmäßig kostenlose Informationen per E-Mail sowie Fortbildungen anbieten. Eine erste Fortbildung findet Anfang Mai unter der Federführung der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig statt und stößt bereits auf reges Interesse“, sagt Krautwald-Junghanns.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Leipzig.
Bildquelle: Jametlene Reskp, unsplash