Künstliche Intelligenz könnte den Arbeitsalltag in Praxen und Kliniken erleichtern, Beschäftigte entlasten und die Patientenversorgung verbessern. Ärzte und Pfleger zeigen sich augeschlossen, haben aber Forderungen.
Konstante Überlastung der Beschäftigten, unattraktive Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und unzureichende Bezahlung vieler Pflegkräfte – all das führt dazu, dass in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen Fachpersonal fehlt. KI-Anwendungen könnten dazu beitragen, diesem Mangel entgegenzuwirken und die Zufriedenheit der Beschäftigten zu erhöhen, heißt es in einem aktuellen Whitepaper.
Für das Whitepaper haben Experten der Plattform „Lernende Systeme“ in einem mehrstufigen qualitativen Verfahren Gesundheitsfachkräfte zu den Chancen, Herausforderungen und Voraussetzungen eines KI-Einsatzes im Gesundheitswesen befragt. Auf dieser Grundlage haben sie Empfehlungen für eine erfolgreiche KI-Einführung formuliert.
Die Befragten zeigten sich mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber KI. Sie verbinden mit der Technologie die Hoffnung, dass sie Patienten mehr Zeit widmen können. So können Gesundheitsfachkräfte mithilfe von KI von zeitintensiven Routinetätigkeiten entlastet werden, etwa indem Verwaltungsprozesse und Dokumentationsaufgaben automatisiert werden. Zur Verbesserung der Patientenversorgung tragen nach Ansicht der befragten Fachkräfte insbesondere KI-Anwendungen für die Radiologie bei.
Weitere Einsatzbeispiele seien die Unterstützung bei Diagnose- und Therapieentscheidungen, intelligente Rollatoren für Reha-Patienten oder Vorhersagen zur möglichen Abstoßung von Nierentransplantaten. Die Autoren erwarten, dass KI medizinische Diagnosen präzisieren, Behandlungsmethoden individualisieren und die pflegerische Betreuung verbessern kann.
„Wenn wir die Potenziale von KI für das Gesundheitswesen heben wollen, müssen wir den Perspektiven der Fachkräfte Gehör schenken, um nicht an der Arbeitsrealität vorbeizuplanen. Unsere Befragung hat gezeigt, dass Gesundheitsfachkräfte offen sind für KI-Systeme, die ihren Arbeitsalltag erleichtern. Aber sie fordern, dass Arbeitgeber, Politik und Wissenschaft die nötigen Voraussetzungen schaffen, damit sie von der Technologie wirklich profitieren können. Die befragten Fachkräfte haben wertvolle Hinweise gegeben, wie der Einsatz von KI gelingen kann“, so Klemens Budde, leitender Oberarzt der Charité Berlin und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizintechnik, Pflege der Plattform Lernende Systeme.
Als aktuell größte Herausforderungen beim Einsatz von KI in ihrem Arbeitsalltag nennen die Befragten mangelnde KI-Kompetenzen, fehlende digitale Infrastrukturen im stationären und ambulanten Bereich sowie den schwierigen Zugang zu hochwertigen Daten. Sie fordern leicht bedienbare Systeme und entsprechende Qualifikationsmöglichkeiten für das Personal, die auch Fragen des Datenschutzes und einen kritischen Umgang mit den KI-Systemen adressieren. Kritisch bewerten die Befragten eine mögliche Verdichtung ihrer Arbeit: Durch die Datenpflege dürfe keine Mehrbelastung für die Beschäftigten entstehen und zeitliche sowie personelle Ressourcen, die durch den KI-Einsatz frei werden, müssten im Sinne von Patienten und Fachkräften genutzt werden.
Der Einsatz von KI verändere Tätigkeitsfelder und Arbeitsbedingungen von Gesundheitsfachkräfte, so die Autoren. Sie betonen, dass KI-Systeme keine Fachkräfte ersetzen, sondern vielmehr unterstützen werden. Wichtig dafür: Die KI-Systeme müssen in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden – unter Einbezug der Fachkräfte, ihrer Erfahrung und ihres Wissens.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von Lernende Systeme – Die Plattform für Künstliche Intelligenz. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Tangerine Newt, Unsplash