Unnötige Verschreibungen reduzieren – das ist besonders wichtig, wenn es um Antibiose geht. Wie das bei Senioren mit Harnwegsinfekten gelingt, zeigt eine aktuelle Studie.
Eine internationale Studie zeigt, dass eine Entscheidungshilfe für medizinisches Fachpersonal den Einsatz von Antibiotika bei Harnwegsinfektionen halbieren kann. Die Studie, die in The BMJ veröffentlicht wurde, schloss insgesamt 1.041 gebrechliche ältere Menschen in 38 Altenpflegeheimen in den Niederlanden, Norwegen, Polen und Schweden ein. Eine Gruppe von Forschern der Universität Göteborg und der Region Västra Götaland hat den schwedischen Teil der Studie mit 207 Teilnehmern durchgeführt.
Hintergrund der Studie ist die übermäßige Verschreibung von Antibiotika für ältere Menschen bei Verdacht auf Harnwegsinfektionen (UTIs). Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit haben die Forscher daher ein multifaktorielles Schulungsprogramm (Multifaceted Antibiotic Stewardship Intervention) entwickelt, das die unnötigen Verschreibungen reduzieren soll.
Das Schulungsprogramm bestand aus einer theoretischen Unterweisung mit anschließender Diskussion in kleinen Gruppen über die optimale Versorgung von Senioren mit Verdacht auf Harnwegsinfektionen. Es wurde eine Entscheidungshilfe mit dazugehörigem Aufklärungs- und Informationsmaterial verwendet. Die teilnehmenden Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger sowie Pflegeassistenten erstellten für ihren jeweiligen Arbeitsplatz angepasste Aktionspläne, die weiterverfolgt wurden.
Die Intervention war tatsächlich wirksam: Das Ergebnis war eine Halbierung der Zahl der Antibiotikabehandlungen bei Harnwegsinfektionen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die verringerte Zahl der Verschreibungen lag bei 0,27 pro Personenjahr gegenüber 0,58 in der Kontrollgruppe – ein Unterschied, der sowohl klinisch relevant als auch statistisch signifikant ist. Die Studie zeigte auch, dass die Patientensicherheit nicht beeinträchtigt wurde. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf Komplikationen, Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle infolge von Harnwegsinfektionen.
Pär-Daniel Sundvall, außerordentlicher Professor und Facharzt für Allgemeinmedizin, ist für den schwedischen Teil der Studie verantwortlich. „Da antibiotikaresistente Bakterien ein wachsendes Problem darstellen, ist es wichtig, unnötige Antibiotikabehandlungen zu vermeiden. Ältere Menschen reagieren auch empfindlicher auf die Nebenwirkungen von Antibiotika. Daher ist es fantastisch, dass das Schulungsprogramm den Verbrauch von Antibiotika bei Harnwegsinfektionen bei Senioren halbiert hat, während die Sicherheit unverändert blieb“, sagt Sundvall.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Göteborg. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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