50 Stunden Regelarbeitszeit oder Familienglück – wofür entscheidet ihr euch? Wie es um die Work-Life-Balance junger Mediziner steht, war Thema beim diesjährigen DGIM-Kongress.
Auf dem diesjährigen DGIM-Kongress hat auch die Arbeitsgruppe Junge DGIM Themen zur Diskussion gestellt, die junge Ärzte und Medizinstudenten bewegen. Eines davon ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – ein vielschichtiges Problem, wie Dr. Anja Vogelgesang, Fachärztin für Innere Medizin, Abteilung Kardiologie und Internistische Intensivmedizin des Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende, und Dr. Matthias Raspe, Facharzt für Pneumologie und Intensivmedizin der Berliner Charité, im Rahmen einer Pressekonferenz verdeutlichten.
Vogelgesang, selbst zweifache Mutter, sagte, dass immer weniger Mediziner auch tatsächlich ins Berufsleben einsteigen. Besonders der Aspekt Teilzeitarbeit sei ein hochbrisantes Thema in Zeiten des Ärztemangels, wenn doch besonders jetzt Personal in die Jobs kommen und dort bleiben soll. Es sei ausreichend belegt, dass die Zufriedenheit der Beschäftigten mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zusammenhänge und entsprechend steige oder sinke. Das müsse auch im praktischen Arbeitsalltag, vor allem in Kliniken, ankommen.
Tatsächlich merke man aber beispielsweise beim Blick in die Führungsetagen deutscher Krankenhäuser, dass hier nach wie vor nur wenige Frauen vertreten seien und dass dort Beschäftigte auch tendenziell weniger Elternzeit nehmen; umgekehrt kämen viele Mediziner auch weniger weiter in ihrer Karriere, wenn sie mehr Elternzeit nehmen – dass so zusätzlicher Druck entsteht, sich zwischen einem Lebensentwurf entscheiden zu müssen, liegt auf der Hand.
Raspe, dreifacher Vater, sprach hier von der „Rushhour des Lebens, in der sich Job und Familie gleichzeitig entwickeln“. Er ergänzte fünf essenzielle Punkte, in denen sich etwas ändern müsse.
Auf die Nachfrage, wie sich derartige Teilzeitmodelle mit der Arbeit in der Klinik und einer gewissen Kontinuität für Patienten vereinbaren lasse, reagierte Vogelgesang pragmatisch – es müsse gehen, „uns bleibt gar nichts anderes übrig“. Vieles sei eine Frage der Organisation; so könne man sich auf Kernarbeitszeiten einigen, die für alle gelten. Oder sich auch mal eine Scheibe von anderen Ländern abschneiden, ergänzte Raspe, in denen es akzeptierter sei, dass Arbeit ein Ende hat und man pünktlich nach Hause geht und dies nicht als Zeichen des fehlenden Engagements gewertet wird.
Es müsse sich einfach etwas ändern, damit überhaupt genug junge Kollegen in Kliniken kommen und auch dort gehalten werden. Die Kraft, die da sei, müsse effektiver genutzt und von Ballast befreit werden. Deutschland bilde viele Ärzte aus, schloss Vogelgesang – das Ziel müsse sein, sie auch in deutschen Kliniken und Praxen zu halten und sie nicht in Richtung Industrie oder Ausland zu verscheuchen.
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