Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) gehört mit ca. 7 Fällen pro 100.000 Einwohner zu den häufigsten malignen Neoplasien des lymphatischen Systems und ist der häufigste Subtyp der non-Hodgkin-Lymphome (NHL). Es macht ca. 27,9 % aller NHL aus.1 Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen1 und das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren2. Kaukasier erkranken häufiger als Asiaten oder Afrikaner.1,3
Beim DLBCL handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems. Aus den B-Lymphozyten können verschiedene Lymphome entstehen, die unter dem Begriff B-Zell Lymphom gefasst werden. Es wird angenommen, dass B-Lymphozyten aufgrund der sehr schnellen Teilungsrate besonders anfällig für Replikationsfehler sind, die zu bösartigen Veränderungen führen. Das DLBCL gehört zu den aggressiven Tumoren, da die Lymphomzellen bereits in frühen Krankheitsstadien streuen.2
Zu den ersten Symptomen zählen sich schnell vergrößernde und geschwollene Lymphknoten, die jedoch nicht druck- und häufig auch nicht schmerzempfindlich sind und daher meist erst spät entdeckt werden. Breitet sich das B-Zell-Lymphom in das Knochenmark aus, kann es zu einer Hemmung der normalen Blutbildung kommen, was sich zum Beispiel in Müdigkeit und Abgeschlagenheit äußert. Bei Erstdiagnose betrifft dies jedoch nur ca. 10 % der Patient:innen. Infolge verminderter Blutplättchen (Thrombozytopenie) entwickelt sich eine verstärkte Neigung zu Blutungen und durch das Fehlen weißer Blutkörperchen (Leukozytopenie) kommt es zu Infektanfälligkeiten. Die bei Hodgkin-Lymphomen häufig auftretenden B-Symptome wie Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust sind beim DLBCL eher selten.2,4
Es gibt zunehmend Hinweise für folgende Risikofaktoren: 2,4
Neue Erkenntnisse zeigen, dass eine langjährige Stimulation des Immunsystems durch veränderte und deshalb als körperfremd erkannten Substanzen (Auto-Antigene) die Entstehung eines Lymphoms begünstigen können. Die Ursache für die Veränderung körpereigener Substanzen ist noch weitgehend ungeklärt.2
Bei Verdacht auf ein NHL wird eine ausführliche Diagnostik durchgeführt, die dem Ausschluss anderer Erkrankungen und der Identifizierung des genauen Subtyps für eine bestmögliche Behandlung dient. Es erfolgt eine genaue Anamnese sowie die Erfassung der Symptome. Es wird ein großes Blutbild erstellt und u. a. Laboruntersuchungen zur Abschätzung der Leber- und Nierenwerte durchgeführt.3 Des Weiteren erfolgt eine Lymphknotenbiopsie für eine histologische Untersuchung. Die Untersuchung sollte durch einen erfahrenen Hämatopathologen durchgeführt werden, da die Diagnosestellung oft schwierig ist.2,3 Bei gesicherter Diagnose eines DLBCL erfolgt die Stadieneinteilung anhand der Ann-Arbor-Klassifikation. Berücksichtigt werden hierbei die Anzahl befallener Lymphknoten oder extralymphatischer Befall, die Lagebeziehung zum Zwerchfell und das Vorhandensein von B-Symptomatik.3,5
Die Standard-Erstlinientherapie besteht aus der Immunchemotherapie R-CHOP. Dabei wird der Anti-CD20 Antikörper Rituximab (R) in Kombination mit einer Chemotherapie (CHOP =, Cylcophosphamid, Hydroxydaunorubicin, Vincristin, Prednison/Prednisolon) verabreicht.2 Bei einem Therapieversagen in der ersten Linie erfolgt die Therapie individualisiert und hängt unter anderem vom Zeitpunkt des Rezidivs, dem Allgemeinzustand und ggf. dem Alter der Patient:innen ab. Bei frühen Rezidiven oder primär refraktären Patient:innen, die hochdosisfähig sind, gilt eine CAR-T-Zell-Therapie gemäß Onkopedia-Leitlinie und S3-Leitlinie der AMWF in der zweiten Linie als Behandlungsstandard.3,6 Es handelt sich hierbei um eine neuartige autologe Immuntherapie, bei der patient:inneneigene T-Zellen außerhalb des Körpers mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet werden, der das bei Lymphomen häufige Antigen CD19 erkennt. Nach einmaliger Infusion binden diese CAR-T-Zellen an die Zielantigene auf den Tumorzellen und töten die Tumorzellen ab.2,7 Für hochdosisfähige Patient:innen mit späten Rezidiven wird eine autologe Stammzelltransplantation empfohlen.6 Bei einer autologen Stammzelltransplantation werden im Anschluss an eine Hochdosis-Chemotherapie zuvor entnommene Blutstammzellen zurückübertragen. Patient:innen, die nicht für eine Hochdosistherapie geeignet sind, werden unter anderem mit Immunchemotherapie behandelt.3,6 Bei einem Rezidiv, Refraktärität oder Progress nach zwei Therapielinien wird ebenfalls unter anderem eine CAR-T-Zelltherapie – falls noch nicht in der zweiten Therapielinie erfolgt – empfohlen. 3,6
Wird das DLBCL nicht behandelt, verläuft die Erkrankung sehr schnell und meist tödlich. Bei einer rechtzeitigen Diagnosestellung kann die Erkrankung aber glücklicherweise oft sehr gut therapiert werden und die Patient:innen haben eine gute Lebenserwartung – oft mit Aussicht auf Heilung.4
Referenzen
HE-DE-2300173