Bei MRT-Untersuchungen sind Hypophysenmikroadenome oft ein Zufallsbefund. Was bringen häufige MRTs zur Beobachtung der Läsionen?
Autopsie- und Bildgebungsstudien an gesunden Probanden deuten darauf hin, dass mindestens 10 % der Erwachsenen Mikroadenome der Hypophyse haben. Da sie meist keine Symptome verursachen, werden sie oft nur zufällig bei MRT-Untersuchungen entdeckt. Problematisch werden diese Läsionen erst, wenn sie sich durch Raumforderung auf benachbarte Hirnstrukturen auswirken oder in den Hormonhaushalt eingreifen. Forscher des Brigham and Women’s Hospital in Boston wollten nun den natürlichen Verlauf dieser Mikroadenome nachverfolgen. Die Ergebnisse sind in Annals of Internal Medicine erschienen.
Als Hypophysenmikroadenome gelten jene mit einer Größe von bis zu 10 mm; ab einer Größe von 10 mm spricht man von Makroadenomen. Während des Studienzeitraums (von 2003 bis 2021) identifizierten die Forscher 414 Patienten mit Hypophysenmikroadenomen. Bei 177 dieser Patienten wurde in dem Zeitraum mehr als ein MRT durchgeführt – im Median waren das 4 MRT-Untersuchungen einschließlich der Erstuntersuchung.
Bei Studienbeginn betrug die mediane Größe der Mikroadenome 4 mm. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Größe des Mikroadenoms bei 44 % der Probanden nicht, bei 28 % wuchs das Adenom, bei 19 % nahm die Größe ab. Bei 9 % nahm sie sowohl zu als auch ab. Die Forscher ermittelten daraus eine Zunahme von 0,016 mm pro Jahr (95 % KI: -0,037 bis 0,069). Waren die Adenome kleiner als 4 mm, nahmen sie tendenziell eher an Größe zu. Bei dieser Subgruppe betrug die geschätzte Größenzunahme 0,09 mm/Jahr (95 % KI: 0,020 bis 0,161). Im Gegensatz dazu nahm die Größe in der Untergruppe mit einer Ausgangsgröße von mehr als 4 mm tendenziell ab. Die geschätzte Abnahme betrug -0,063 mm/Jahr (95 % KI: -0,141 bis 0,015). Nur 3 Mikroadenome wuchsen auf >10 mm an.
Bei etwa zwei Drittel der Probanden blieben die Mikroadenome also unverändert oder wurden sogar kleiner – das Wachstum war, wenn überhaupt, langsam. Die Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass häufige Wiederholungen von MRT-Untersuchungen bei Patienten mit zufällig entdeckten Mikroadenomen der Hypophyse, wohl unnötig seien. Sobald allerdings Symptome auftreten, wie etwa Veränderungen des peripheren Sehvermögens, sollte sofort eine Untersuchung erfolgen.
Bildquelle: Axel van der Donk, unsplash