Depression und Suizidgedanken – wie hängen sie eigentlich zusammen? Forscher konnten nun zeigen, dass wiederholtes negatives Denken während depressiven Phasen die Suizidalität zu erhöhen scheint.
Suizid ist mit etwa 800.000 Todesfällen weltweit die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen. Depressive Störungen bergen eines der höchsten Suizidrisiken. Deshalb ist es besonders wichtig, die Mechanismen, die diesem Risiko zugrunde liegen, besser zu verstehen. Forscher untersuchten jetzt deswegen drei verschiedene Risikofaktoren, von denen angenommen wird, dass sie mit Suizidgedanken bei jungen Menschen mit schweren depressiven Störungen in Zusammenhang stehen.
In der im Journal of Affective Disorders veröffentlichten Studie untersuchte das Team wiederholtes negatives Denken, strukturelle Veränderungen in bestimmten Hirnregionen und Stress.
Die Forscher verwendeten Daten aus einer bestehenden klinischen Studie (MR-IMPACT), die zur Untersuchung von schweren depressiven Störungen bei Jugendlichen eingerichtet wurde. Ziel war es, Theorien zu testen, wonach Suizidgedanken mit funktionellen Veränderungen in bestimmten Hirnregionen zusammenhängen, die auch mit wiederholtem negativem Denken verbunden sind. Darüber hinaus geht man davon aus, dass Stresserfahrungen in der Kindheit die Entwicklung des Gehirns beeinflussen und mit strukturellen Hirnveränderungen in Verbindung gebracht werden, die mit Suizidgedanken zusammenhängen.
Die Zusammenhänge zwischen diesen Denkmustern und der ihnen zugrunde liegenden Hirnstruktur wurden bisher noch nicht im Kontext von Suizidgedanken und -verhalten bei jungen Menschen mit schweren depressiven Störungen untersucht.
Die vorläufigen Ergebnisse umfassen Daten von 67 männlichen und weiblichen Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 16 Jahren. Bei allen Teilnehmern wurde eine schwere depressive Störung diagnostiziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wiederholtes negatives Denken ein Prädiktor für schwerere Suizidgedanken bei jungen Menschen mit schweren depressiven Störungen ist.
Das Team fand hingegen keine signifikanten Zusammenhänge zwischen aktuellem Stress und Suizidgedanken oder zwischen einer geringeren Hirnoberfläche in den untersuchten Hirnregionen und Suizidgedanken – obwohl neuere Studien einen Zusammenhang zwischen Hirnoberfläche, wiederholtem negativem Denken und aktuellem Stress hergestellt haben.
„Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass ein erhöhtes Maß an Grübeln vermehrte Suizidgedanken vorhersagt. Dies war das wichtigste Ergebnis der Studie. Obwohl es sich nur um ein vorläufiges Ergebnis handelt, bietet es einen vielversprechenden Anhaltspunkt für weitere Untersuchungen in diesem Bereich und könnte zu neuen Behandlungsmethoden für junge Menschen mit schweren depressiven Störungen führen“, konkludiert Studienautorin Dr. Maria Dauvermann von der School of Psychology der Universität Birmingham.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of Birmingham. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Josep Castells, unsplash