Dank der Coronamaßnahmen gab es auch weniger Ansteckungen mit Infektionen, die einer Antibiose bedürfen. Oder vielleicht doch nicht? Eine Analyse der Antibiotikaverkäufe liefert nun überraschende Ergebnisse.
Der unnötige Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR), was wiederum die Wirksamkeit verfügbarer Therapien beeinträchtigt. Doch Arzneimittelresistenzen erschweren nicht nur die Behandlung von Infektionen einzelner Patienten, sondern erhöhen auch das Risiko der Ausbreitung schwerer und tödlicher Erkrankungen.
Eine Auswertung der weltweiten Antibiotikaverkäufe ergab nun, dass in den ersten beiden Jahren der COVID-19-Pandemie 75 % der COVID-19-Patienten ein Antibiotikum verschrieben wurde – und das, obwohl die bakterielle Koinfektionsrate im Durchschnitt weniger als 10 % betrug. Zunächst werteten die Forscher das monatliche Umsatzvolumen der Breitbandantibiotika – Cephalosporine, Penicilline, Makrolide und Tetrazykline – in 71 Ländern aus und setzten die Verkaufszahlen mit den COVID-19-Fällen und -Impfungen pro 1.000 Einwohner in Zusammenhang. Dabei zeigte sich, dass in den Jahren 2020 bis 2022 die Verkäufe von Antibiotika zusammen mit dem Anstieg der COVID-19-Fälle weltweit leicht zunahmen, obwohl andere Infektionen, die den Einsatz von Antibiotika erfordern, rückläufig waren.
Insgesamt zeigt die Auswertung, dass bei der Behandlung von COVID-19 auch auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika geachtet werden sollte. „Die Ergebnisse sind ein großer Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung von AMR, da während der Pandemie möglicherweise Milliarden von überschüssigen Antibiotikadosen verschrieben und verbraucht wurden. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen“, sagt Studienautor Dr. Arindam Nandi.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Center for Disease Dynamics, Economics & Policy. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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