Stillkekse sollen nicht nur schmecken, sondern auch die Milchproduktion stillender Mütter ankurbeln. Aber produzieren Frauen nach Verzehr wirklich mehr Milch? Ernährungswissenschaftler prüften jetzt die Werbeversprechen der Hersteller.
Sie werden weltweit verkauft, oft für mehrere Euro pro Tüte: Stillkekse, von denen die Hersteller behaupten, dass sie die Milchproduktion stillender Mütter anregen – aber was sagt die Wissenschaft dazu? Ein Team um Ernährungswissenschaftler Dr. David Allison hat die Wirksamkeit der Kekse nun in einer randomisierten, kontrollierten Studie mit stillenden Frauen und ihren gesunden Babys überprüft.
„Im Bereich Ernährung und Lebensmittel werden allzu oft starke Überzeugungen – manchmal sogar gut begründete Vermutungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen – mit evidenzbasierten Fakten verwechselt“, so Allison. Doch gerade bei den Auswirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln sei eine strenge Kontrolle notwendig, so der Studienautor.
An der Studie nahmen 176 US-amerikanische Mütter teil, die ausschließlich gesunde, zwei Monate alte Säuglinge stillten. Eine Gruppe erhielt einen Monat lang täglich eine Portion handelsüblicher Stillkekse; eine weitere Probandengruppe aß einen Monat lang täglich eine Portion herkömmlicher Kekse, die nicht zur Förderung der Milchbildung bestimmt waren. Die Probandinnen beider Gruppen protokollierten regelmäßig die Milchmenge, die sie mit einer Milchpumpe abpumpten, die dann ausgewertet wurden.
Die Auswertung ergab, dass der Verzehr von Stillkeksen keinen signifikanten Einfluss darauf hatte, wie viel Milch tatsächlich produziert wurde. Auch nach dem subjektiven Empfinden der Studienteilnehmerinnen gab es keine Veränderung. „Das bedeutet nicht, dass es unmöglich ist, dass ein Stillkeks die menschliche Milchproduktion beeinflussen kann“, sagt Allison. „Diese Studie zeigt jedoch, dass die von uns untersuchten Kekse – unter den von uns untersuchten Bedingungen – keine erkennbare Wirkung haben. Die Beweislast scheint nun bei denjenigen zu liegen, die behaupten, dass es eine Wirkung gibt.“
Neben der Wirkungslosigkeit sehen die Forscher allerdings ein anderes Problem: Stillkekse weisen teilweise einen hohen Kalorien- und Zuckergehalt auf. „Unsere Forschung zeigt, dass Stillkekse, die zusätzlichen Zucker und gesättigte Fette enthalten, möglicherweise nicht die behaupteten Vorteile zur Steigerung der Milchproduktion haben“, sagt die leitende Studienautorin Dr. Ana Palacios. „Der Kauf von Stillkeksen zur Steigerung der Milchproduktion kann unnötige Kosten verursachen und zusätzliche Folgen für die Eltern haben, wie z. B. die Einschränkung des Gewichtsverlusts nach der Schwangerschaft und die Verringerung des Konsums gesünderer Lebensmittel“, schlussfolgert die Ärztin und Ernährungswissenschaftlerin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Indiana University. Hier gehts zur Originalpublikation.
Bildquelle: Steven Cordes, unsplash.