Postoperative Wundinfektionen sind häufig – trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen. Woran es liegt, verrät ein Blick in den Darm.
Wundinfektionen sind mit die häufigsten Komplikationen nach Operationen. Obwohl viele Maßnahmen ergriffen werden, entwickeln immer noch 10 % aller Patienten eine postoperative Wundinfektion, die dramatische Folgen haben kann – bis hin zum Tod. „Es ist schon lange bekannt, dass Begleitinfektionen die Mortalität bei invasiven Eingriffen erhöhen. Aus diesem Grund werden umfangreiche Hygiene- und Asepsis-Maßnahmen umgesetzt, um Mikroorganismen im OP-Feld zu eliminieren“, erklärt Guido Beldi, Chefarzt für Viszeralchirurgie am Universitätsspital für Viszeralchirurgie und Medizin am Inselspital in Bern. Die Wissenschaftler beschäftigten sich deshalb jetzt mit der Frage: Wie kommen diese Komplikationen zu Stande, wenn es nicht an den Hygienemaßnahmen liegt und was kann man dagegen tun?
Alleine in deutschen Krankenhäusern wurden im Jahr 2021 fast 16 Millionen Operationen durchgeführt – viel Raum für Infektionen. Forscher fanden nun heraus, dass viele dieser postoperativen Wundinfektionen nicht etwa durch fehlende Hygienemaßnahmen entstehen, sondern wahrscheinlich einen endogenen Ursprung haben – im Darm des Patienten. Die Ergebnisse der im Journal Cell Reports veröffentlichten Studie deuten darauf hin, dass Enterobacteriaceae, die vor allem im Darm vorkommen, die Hauptursache für solche chirurgische Infektionen sind. Sie können die Darmbarriere postoperativ überwinden und sich auch ganz ohne Verletzung am Darm über das Blut und die Lymphgefäße im ganzen Körper verteilen.
„Mehrere hundert Stämme verschiedener Bakterien mit etwa 100 Billionen Mikroorganismen leben im menschlichen Darm. Sie bilden die natürliche Darmflora, auch Mikrobiom genannt“, sagt Dr. Mercedes Gomez de Agüero, Leiterin einer Nachwuchsgruppe am Institut für Systemimmunologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Diese Mikroorganismen sind essentiell für viele körperliche Prozesse – solange sie auch im Darm bleiben und die Darmbarriere nicht überwinden. Aber genau das ist bei diesen Operationen, vor allem bei Operationen an der Leber, der Bauchspeicheldrüse, den Gallenwegen sowie am Dünn- und Dickdarm, passiert. „In unserer Studie haben wir die Mikroorganismen analysiert, die bei fast 4.000 Patienten nach einem größeren chirurgischen Eingriff Begleitinfektionen verursacht haben“, so Beldi. In fast allen Fällen waren Bakterien aus dem Darm des Patienten für die Infektionen verantwortlich, unter anderem: Enterokokken, Escherichia coli und Clostridien.
Die Forscher konnten in einem Mausmodell einen wichtigen Mechanismus dieses Infektionsprozesses nachweisen – und entdeckten dabei eine eventuelle Lösung für das Problem. Die Wissenschaftler stellten fest, dass nach einer Leberoperation nur bei manchen Mäusen intestinale Bakterien in den systemischen Organen zu finden waren: Mäuse ohne angeborene lymphoide Zellen (ILCs) hatten eine höhere Anzahl an intestinalen Bakterien in ihren Organen als Mäuse des Wildtyps oder Mäuse, deren adaptives Immunsystem eingeschränkt war. Das deutet darauf hin, dass das Fehlen von ILCs, die in der Leber angesiedelt sind, die systemische Ausbreitung von Darmbakterien fördern könnte.
Wenn Bakterien also über den Blutkreislauf in die Leber gelangen, werden ILCs normalerweise aktiviert und Botenstoffe freigesetzt. „Auf diese Weise kontrollieren die in der Leber angesiedelten angeborenen lymphatischen Zellen die systemische Ausbreitung von Darmbakterien und bekämpfen wirksam Begleitinfektionen nach Operationen“, erklärt Beldi.
Die Forscher konnten dadurch zeigen, dass die Fähigkeit des Organismus, systemische Bakterien zu beseitigen, entscheidend für die Heilung von chirurgischen Wunden ist – einschließlich der Regeneration der Leber. Deswegen schlagen die Wissenschaftler vor, dass die Stärkung der Immunität eine nützliche prophylaktische und therapeutische alternative Strategie zur Standard-Antibiotika-Therapie darstellen könnte, um Begleitinfektionen nach der Operation zu verhindern.
Dieser Text entstand mit Hilfe von ChatGPT. Sagt uns gerne in den Kommentaren, was ihr davon haltet.
Bildquelle: Maxim Hopman, Unsplash