Die Yoga-Studios sind voller denn je. Menschen hoffen auf Entspannung und Hilfe bei unterschiedlichen Krankheiten. Macht ihnen die Realität einen Strich durch die Rechnung?
Yoga zählt zu den ältesten meditativen Techniken mit körperlichen Übungen, Atemübungen und mit geistiger Konzentration. Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler herauszufinden, ob Yoga bei unterschiedlichen Leiden die Gesundheit verbessert. Das Thema zeigt stellvertretend für viele Fragestellungen, mit welchen Schwierigkeiten Forscher bei Kohortenstudien kämpfen. Zwei Beispiele aus der Cochrane Library.
Idiopathische Rückenschmerzen gehören zu den weit verbreiteten Beschwerden. Was liegt näher, als einen Versuch mit Yoga zu starten?
Forscher der Cochrane Collaboration haben bei ihrer Recherche 21 Studien mit 2.223 Probanden gefunden. Diese kommen aus den USA, Indien, dem Vereinigten Königreich, Kroatien, Deutschland, Schweden und der Türkei. Die Teilnehmer wurden sowohl aus Kliniken als auch aus der Bevölkerung rekrutiert; meist waren es Frauen in ihren 40er- oder 50er-Jahren. Die meisten Studien untersuchten Iyengar-, Hatha- oder Viniyoga-Yoga. Kontrollgruppen waren Personen auf einer Warteliste mit Rückenschulung, Physiotherapie oder mit anderen Interventionen. Bei allen Studien habe es hohe Risiken für einen Bias gegeben, so die Autoren. Weder Teilnehmer noch Ärzte wurden verblindet und alle Probanden bewerteten den Erfolg selbst anhand von Fragebögen.
Alles in allem fanden die Wissenschaftler „Evidenz von niedriger bis mittlerer Qualität, dass Yoga im Vergleich zu keiner Übung zu kleinen und klinisch unbedeutenden Verbesserungen der rückenbezogenen Funktion und Schmerzen führt“. Wahrscheinlich gebe es wenig oder keine Unterschiede zwischen Yoga und anderen Rückenübungen für die Rückenfunktion nach drei Monaten. Unklar sei auch, ob es einen Unterschied zwischen Yoga und anderen Übungen gebe, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Als Beispiel für Yoga zur Rehabilitation seien Patienten mit Schlaganfall in der Vorgeschichte erwähnt. Auch mit diesem Thema hat sich die Cochrane Collaboration befasst. Wissenschaftler fanden zwei randomisiert-kontrollierte Studien mit 72 Teilnehmern. Daten von 69 Personen wurden in eine Meta-Analyse einbezogen. Beide Studien bewerteten die Lebensqualität sowie sekundäre Ergebnisse in Bezug auf Bewegung und psychologische Parameter. In einer Studie wurden auch körperliche Einschränkungen gemessen.
„Wir haben bei der Übersichtsarbeit keine ausreichenden Informationen identifiziert, um die Wirksamkeit oder Sicherheit von Yoga in der Schlaganfallrehabilitation zu bestätigen oder zu widerlegen“, heißt es als Resümee. „Weitere groß angelegte, methodisch robuste Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit von Yoga in der Schlaganfallrehabilitation zu belegen.“
Andere Reviews liefern ein ähnliches Bild. Doch wo genau liegt das Problem? Wer mit Tools der evidenzbasierten Medizin Effekte finden will, stößt gleich an mehrere Grenzen.
Ein Versuch kann aber nicht schaden, oder? Patienten mit Vorerkrankungen sind jedenfalls gut beraten, mit ihrem Arzt zu sprechen. So fanden beispielsweise die Autoren der Review zu Rückenschmerzen unter Yoga mehr Komplikationen, verglichen mit den Kontrollgruppen.
Bildquelle: Dave Contreras, unsplash