Bluthochdruck im Jugendalter kann zu Herzschäden führen, die sich im Erwachsenenalter weiter verschlimmern. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, wie alarmierend die Lage wirklich ist.
Es ist bekannt, dass erhöhter Blutdruck und Bluthochdruck bei Erwachsenen quasi stille Killerkrankheiten sind, die zu Nieren-, Herz-, Gefäß- und Hirnschäden und in der Folge zum Tod führen. Die Behandlung von Bluthochdruck verursacht jährlich weltweit Kosten in Milliardenhöhe und steht in Zusammenhang mit der Zunahme von Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Im Jahr 2020 kam die United States Preventive Services Task Force zu dem Schluss, „dass die Beweise für ein Screening auf Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen unzureichend sind und dass das Verhältnis von Nutzen und Schaden nicht bestimmt werden kann.“ 2022 wurde jedoch berichtet, dass ein erhöhter systolischer Blutdruck in der Kindheit mit dem Risiko eines vorzeitigen Todes in den mittleren Vierzigern verbunden ist. Dennoch ist der früheste Zeitpunkt, zu dem sich mögliche blutdruckbedingte Herzschäden in einer allgemeinen Population von Kindern und Jugendlichen zeigen, nach wie vor unbekannt. Außerdem ist unklar, ob ein Bluthochdruck von mehr als 130/85 mmHg eine kausale Rolle bei vorzeitigen Herzschäden in der jungen Bevölkerung spielt, da keine wiederholten echokardiographischen Messungen durchgeführt wurden.
Die aktuelle Studie wurde an 1.856 Jugendlichen durchgeführt, von denen 1.011 weiblich waren. Die Jugendlichen waren bei Studienbeginn 17 Jahre alt und wurden 7 Jahre lang bis zum jungen Erwachsenenalter im Alter von 24 Jahren beobachtet. Erhöhter Blutdruck und Hypertonie sowie Anzeichen von Herzschäden wurden bei der Erstuntersuchung und bei der Nachuntersuchung festgestellt. Anzeichen für eine Schädigung der Herzstruktur sind eine linksventrikuläre Hypertrophie und eine hohe relative Wanddicke, während Anzeichen für eine Schädigung der Herzfunktion eine linksventrikuläre diastolische Dysfunktion und ein erhöhter linksventrikulärer Füllungsdruck sind.
Während des 7-jährigen Nachbeobachtungszeitraums verdoppelte sich die Prävalenz von erhöhtem Blutdruck und Bluthochdruck sowie von Herzschäden bei den Heranwachsenden. Unter umfassender Kontrolle von Fettmasse, Muskelmasse, Glukose, Lipiden, Raucherstatus, sitzender Tätigkeit, körperlicher Aktivität und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie und unter Verwendung der Grenzwerte für die Diagnose von Herzschäden bei Erwachsenen wurde festgestellt, dass Bluthochdruck sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu vorzeitigen Herzschäden führten.
Wichtig ist, dass es für jedes Geschlecht spezifische Merkmale von erhöhtem Blutdruck und blutdruckbedingten Herzschäden gab. So waren hoher systolischer Blutdruck und Hypertonie bei Männern mit einem um etwa 10–30 % erhöhtem Risiko für eine Schädigung der Herzfunktion verbunden, aber es bestand kein Risiko für eine Schädigung der Herzstruktur. Bei Frauen hingegen waren hoher systolischer Blutdruck und Hypertonie mit einem um 60–217 % erhöhtem Risiko für Herzstrukturschäden und einem um 35–65 % erhöhtem Risiko für Herzfunktionsschäden verbunden.
„Diese neuen Erkenntnisse über die schädlichen Auswirkungen von hohem Blutdruck und primärer Hypertonie auf das Herz der jungen Bevölkerung sind alarmierend. Eine Verzögerung bei der Einführung von Blutdruckscreenings im Jugendalter ist nicht zu rechtfertigen, wenn man bedenkt, wie viele Herzschäden und potenziell vorzeitige Todesfälle verhindert werden könnten. Daher sind Gesundheitsexperten, Gesundheitspolitiker, Gesundheitsjournalisten und Blogger, Kinderärzte und Pflegekräfte aufgefordert, das Bewusstsein für die kritische Gefahr, die erhöhter Blutdruck und Hypertonie für junge Menschen darstellen, deutlich zu schärfen. Es sollte auf Gesetzesänderungen gedrängt werden, die Bluthochdruck-Screenings bei Jugendlichen vorschreiben, da dies die Zahl der bluthochdruckbedingten Notfälle im Erwachsenenalter deutlich senken kann“, sagt Andrew Agbaje, Arzt und klinischer Epidemiologe an der University of Eastern Finland.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of Eastern Finland. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Nathan Dumlao, unsplash