Ob Tai Chi, Kraftsport oder Aquagymnastik: Bewegung steigert bei Patienten mit Morbus Parkinson nicht nur die Lebensqualität, sondern kann auch helfen, Symptome zu lindern – so eine Cochrane Review. Doch helfen einige Sportarten besser als andere?
„Hauptsache Bewegung!“ – So lässt sich ein aktueller Cochrane Review deutscher Autoren zusammenfassen, der die Wirksamkeit von Bewegungsangeboten für Menschen mit Morbus Parkinson untersucht. Die im Review ausgewertete Evidenz aus 156 randomisierten Studien spricht für günstige Auswirkungen solcher Angebote auf den Schweregrad von Bewegungssymptomen und die Lebensqualität.
Parkinson kann zwar nicht geheilt, die Symptome aber gelindert werden. Bislang war jedoch unklar, ob bestimmte Arten von Bewegung besser wirken als andere. „Wir wollten herausfinden, welche Bewegungsangebote am besten geeignet sind, um den Schweregrad der Bewegungssymptome und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Prof. Elke Kalbe. Die Auswertung ergab, dass strukturierte Bewegungsangebote – von Tanzen, Bewegung im Wasser (z. B. Gangtraining oder Wassergymnastik), Krafttraining und Ausdauertraining bis hin zu Tai Chi, Yoga und Physiotherapie – leichte bis starke Verbesserungen des Schweregrads von Bewegungssymptomen und der Lebensqualität bewirken.
Das Durchschnittsalter der Teilnehmer in den eingeschlossenen Studien lag zwischen 60 und 74 Jahren. Die meisten von ihnen waren leicht bis mittelschwer erkrankt und hatten keine schweren kognitiven Beeinträchtigungen. Die Auswertung ergab zunächst, dass die meisten Bewegungsangebote im Vergleich zu keiner Bewegung halfen. „Wir beobachteten klinisch bedeutsame Verbesserungen im Schweregrad motorischer Symptome für die meisten Bewegungsangebote. Dazu gehörten Tanzen, Gang-, Gleichgewichts- und Funktionstraining, multimodales Training, also eine Kombination mehrerer Bewegungsformen, und Körper-Geist-Training wie z. B. Tai Chi oder Yoga“, erläutert Erstautor Moritz Ernst.
Ähnliche Verbesserungen beim Schweregrad der Bewegungssymptome erzielten Bewegung im Wasser, Krafttraining und Ausdauertraining. Die Datenlage reiche jedoch nicht aus, um das genaue Ausmaß der Symptomverbesserungen zu bestimmen. Somit sei auch nicht gesichert, inwieweit diese Verbesserungen klinisch bedeutsam seien. „Was die Lebensqualität betrifft, beobachteten wir klinisch bedeutsame positive Effekte für Bewegung im Wasser und wahrscheinlich auch für andere Arten von Übungen, wie Ausdauertraining, Körper-Geist-Training, Gang-, Gleichgewichts- und Funktionstraining sowie multimodales Training. Auch hier reichte die Datenlage jedoch nicht, um das genaue Ausmaß der Verbesserungen zu bestimmen“, so Ernst.
Die Autoren räumen ein, die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für diese Ergebnisse sei in vielen Fällen nicht groß. Dies liege vor allem daran, dass viele Studien sehr klein waren und häufig nicht alle Informationen über den Schweregrad motorischer Symptome und die Lebensqualität aller Teilnehmer berichtet waren. In ihrem Fazit betonen die Experten, dass die Daten dennoch darauf hinweisen, dass die meisten Bewegungsangebote zu bedeutenden Verbesserungen führen und dass es dabei kaum Anzeichen von Unterschieden zwischen den verschiedenen Übungsarten gibt.
„Unsere Ergebnisse sind eine gute Nachricht, denn sie zeigen, dass Patient*innen mit Morbus Parkinson von verschiedenen strukturierten Bewegungsprogrammen profitieren können, um den Schweregrad der motorischen Symptome und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Kalbe. Körperlicher Bewegung im Allgemeinen sei also besonders wichtig, während die genaue Art der Bewegung zweitrangig sein könnte. „Deshalb sollten die persönlichen Vorlieben von Menschen mit Parkinson besonders berücksichtigt werden, um sie zu motivieren, überhaupt an einem Bewegungsprogramm teilzunehmen. Hauptsache Bewegung!“, resümiert Kalbe.
Kalbe weist darauf hin, die Ergebnisse schlössen nicht aus, dass bestimmte motorische Symptome am wirksamsten durch individuell konzipierte Programme wie Physiotherapie behandelt werden können. Die Aussagen der aktuellen Arbeit bezögen sich eben auf den insgesamt eingeschätzten Schweregrad von Bewegungssymptomen.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung von Cochrane Deutschland. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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