Patienten mit Multipler Sklerose klagen häufig über eine verminderte Konzentration oder nachlassende Gedächtnisleistung. Eine Studie zeigt nun, dass Schlafstörungen den kognitiven Abbau fördern können – besonders Frauen sind gefährdet.
Eines der häufigsten Symptome von Multipler Sklerose sind kognitive Störungen. Eine Studie zeigte nun, dass Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit und Schlafapnoe gerade bei MS-Patientinnen diese Beeinträchtigungen verstärken können.
Ein Forscherteam analysierte dazu Daten aus einer Langzeitstudie zu chronischen Erkrankungen von mehr als 60.000 Frauen. Anhand komplexer Scores, die sich aus Diagnosen und selbstberichteten Symptomen zusammensetzen, ermittelten die Wissenschaftler, dass Frauen mit Multipler Sklerose häufiger über Schlafstörungen – einschließlich obstruktiver Schlafapnoe, Schlaflosigkeit und Schläfrigkeit – berichten als Frauen, die nicht an der chronischen Krankheit leiden.
Frauen, die unter MS litten und über Schlafstörungen klagten, berichteten vier Jahre später vermehrt über kognitive Probleme wie bspw. der Fähigkeit, Anweisungen und Gesprächen zu folgen oder Einschränkungen ihrer Gedächtnisleistung. 10 % dieser Ergebnisse waren auf Schlaflosigkeit zurückzuführen – eine Schlafapnoe war für 34 % des Gesamteffekts zwischen MS und der Fähigkeit, Anweisungen zu folgen, verantwortlich.
„Schlafstörungen haben wegen ihrer Rolle beim kognitiven Abbau – von dem bis zu 70 % der Menschen mit Multipler Sklerose betroffen sind – an Bedeutung gewonnen“, sagt Hauptautorin Dr. Tiffany Braley. „Unsere Ergebnisse zeigen wichtige Zusammenhänge zwischen Schlaf und der wahrgenommenen kognitiven Funktion bei Frauen mit MS auf“, so Braley. Zwar sei ein Zusammenhang zwischen kognitiver Leistung und Schlaf bei MS-Patienten schon länger bekannt, wie genau die Faktoren zusammenwirken sei jedoch weitestgehend ungeklärt – „insbesondere bei Frauen, bei denen Schlafstörungen seltener diagnostiziert werden“, betont Dr. Braley.
Frühere Studien haben ergeben, dass Menschen mit MS in hohem Maße unter Schlafstörungen leiden, die nachweislich die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Forscher untersuchten daher die kognitiven Leistungen von Krankenschwestern mit MS und Schlafstörungen.
„Mit diesem longitudinalen Studiendesign sind wir in der Lage, die Belastung durch Schlafstörungen besser einzuschätzen als mit anderen Daten ähnlicher Größenordnung, die Menschen mit diagnostizierten Schlafstörungen einschließen“, erklärt Hauptautor Prof. Galit Levi Dunietz. Schlafstörungen blieben häufig unerkannt, weshalb die Daten dieser Patienten fehlen, so Dunietz.
Maßnahmen zur Verzögerung des kognitiven Abbaus bei MS können in präsymptomatischen oder frühen symptomatischen Stadien die größte Wirkung erzielen, so Braley. Der selbstwahrgenommene kognitive Verfall – auch wenn keine objektiven Veränderungen vorliegen – sei daher ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere behandelbare Faktoren, die die Situation verschlechtern, wie bspw. die Schlafstörungen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Michigan Medicine – University of Michigan. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Ben Blennerhassett, unsplash.