Wer Migräne-Patienten betreut, die unter Übelkeit leiden, kennt es: Die orale Einnahme von Medikamenten ist oft ein Problem. In den USA wurde jetzt ein Nasenspray für die Akuttherapie zugelassen – kommt es bald auch zu uns?
Bei der Pathogenese von Migräne scheint das stark vasodilatativ wirkende Neuropeptid CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) eine wichtige Rolle zu spielen. Diese Erkenntnis basiert auf der Beobachtung, dass Patienten während einer Migräneattacke erhöhte CGRP-Spiegel aufweisen und CGRP-Injektionen bei Migränikern Kopfschmerzattacken auslösen können. Die Hemmung des Neuropeptids oder die Blockierung des Rezeptors unterbindet die Vasodilatation und verhindert so einen Migräneanfall.
Bei der Migräneprophylaxe kommen CGRP-Inhibitoren bereits als monoklonale Antikörper und Tabletten zum Einsatz und werden parenteral bzw. oral verabreicht. Jetzt hat die FDA zur Akuttherapie einen weiteren CGRP-Hemmer zugelassen – in Form eines Nasensprays.
Der Wirkstoff aus der Substanzklasse der Gepante namens Zavegepant (Zavzpret®) soll bei erwachsenen Patienten als Akuttherapie der Migräne mit oder ohne Aura eingesetzt werden. Die empfohlene Dosis von 10 mg ist in einem einzigen Sprühfläschchen enthalten und wird mit einem Sprühstoß in eines der beiden Nasenlöcher abgegeben. Der Vorteil der nasalen Darreichungsform liegt insbesondere für Migräniker auf der Hand, die im Rahmen der Attacken unter Übelkeit und Erbrechen leiden.
Die Zulassung fußt auf den Ergebnissen zweier Studien mit knapp 2.000 Teilnehmern, die in The Lancet Neurology und Headache veröffentlicht wurden. Darin zeigte sich, dass Zavegepant 2 Stunden nach der Einnahme sowohl bei der Schmerzfreiheit, als auch bei der Freiheit vom störendsten Symptom dem Placebo überlegen war. Als Nebenwirkungen traten am häufigsten Geschmacksstörungen, Schwindel, Nasenbeschwerden und Erbrechen auf.
Zwar ist Zavegepant der erste CGRP-Hemmer, der in den USA als Nasenspray auf den Markt kommt. Es gibt aber bereits mehrere Triptane, die nasal appliziert werden können, darunter Zolmitriptan und Sumatriptan. Ob Zavegepant auch in der EU zugelassen wird, ist noch nicht bekannt. Bislang ist mit Rimegepant in der EU erst ein Wirkstoff der Substanzklasse der Gepante zugelassen; die Markteinführung wird für dieses Jahr erwartet.
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