Hautkrankheiten gelten generell als lästig, aber selten als tödlich. Anders ist das bei der Harlekin-Ichtyose. Wie kommt es zu dieser Krankheit und was hat eine neu entdeckte Mutation damit zu tun?
Harlekin-Ichtyose (HI) ist eine schwere genetisch bedingte Hauterkrankung, die durch dicke weiße, braune oder dunkelbraune Flecken auf der Haut gekennzeichnet ist, die den gesamten Körper eines Neugeborenen bedecken. Die Häufigkeit von HI ist mit 1 pro 300.000 Lebendgeburten gering – sie hat aber die höchste Sterblichkeitsrate unter den Hauterkrankungen. Die Krankheit wird durch eine Mutation im ABCA12-Gen verursacht, das für ein Protein kodiert, das am Transport von Lipiden beteiligt ist. Dieser Vorgang ist notwendig für die für die Bildung der Hautbarriere. Ein Proteinmangel führt also zu einer schwächeren epidermalen Barriere.
In einer kürzlich in Frontiers in Pediatrics veröffentlichten Studie wird der Fall eines Säuglings beschrieben, der als Frühgeburt mit einem Geburtsgewicht von 2,2 kg geboren wurde und mit dicken, plattenartigen Schuppen bedeckt war, die durch dunkelrote Hautrisse voneinander getrennt waren. Eine HI-Störung wurde diagnostiziert. Fünf Tage nach der Geburt wurde das Kind mit einer schweren Infektion, anderen HI-bezogenen Symptomen und Atembeschwerden in das Vietnam National Hospital of Pediatrics verlegt und starb 15 Stunden später.
Der Säugling hatte eine ältere Schwester, die im Alter von 8 Monaten geboren wurde und nach 2,5 Wochen ebenfalls an HI-Symptomen starb und einen totgeborenen Bruder. Er hat außerdem zwei Brüder und eine Schwester, die völlig gesund sind. Dem Kind wurde eine Blutprobe für eine Ganz-Exom-Sequenzierung (WES) entnommen, um die Ursache der Krankheit zu ermitteln.
Die Ergebnisse der Ganz-Exom-Sequenzierung zeigen, dass eine homozygote Mutation (c.6353C > G, p.S2118X) zu einem verkürzten ABCA12-Protein führt, das bei HI-Fällen häufig vorkommt. Das gebildete Protein ist stark dysfunktional, was für den schweren Phänotyp des Patienten verantwortlich ist. Die Mutation c.6353C > G (p.S2118X) wurde in früheren Studien und in den Datenbanken (1.000 Genome, gnomAD, NCBI, HGMD, UCSC, ExAc und NHLBI) noch nicht gemeldet. Diese Mutation wurde in dsSNP unter der Hinterlegungsnummer rs1553520447 und in Gene Dx unter der Hinterlegungsnummer SCV000710591.2 eingetragen sowie in der ClinVar-Datenbank als pathogene Variante identifiziert (Hinterlegungsnummer RCV000598766.1).
Die WES zeigt auch, dass Familienmitglieder, die die Mutation im heterozygoten Zustand tragen, keine HI-Symptome zeigen. Das zeigt, wie wichtig genetische Screenings und DNA-basierte pränatale Diagnosen für Familien mit einer Vorgeschichte dieser Krankheit sind. Die Sterblichkeitsrate ist zwar nach wie vor hoch, doch kann eine frühzeitige Behandlung mit systemischen Retinoiden die Überlebensrate verbessern. Die weitere Erforschung der Pathogenese der HI und die Entwicklung neuer Therapien sind von entscheidender Bedeutung, um die Aussichten der Betroffenen zu verbessern.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von BGI Genomics. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Micaela Parente, unsplash