Schnell abnehmen: Das wollen viele. In der Türkei werden entsprechende Eingriffe günstiger angeboten als in Deutschland. Doch um ein paar Euro zu sparen, zahlen die Patienten an anderer Stelle einen hohen Preis.
Zum Abnehmen mal eben in die Türkei fahren, um bei den günstigen medizinischen und kosmetischen Angeboten zuzuschlagen. Blöd nur, wenn der Wunsch nach einer schlanken Figur schwere Folgen nach sich zieht. Denn eine dieser Behandlungen beinhaltet die Injektion des Botulinum-Neurotoxins – und das kann zu Botulismus führen.
Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC vermerkte insgesamt 67 solcher Fälle in Europa (Stand: 10.03.2023). Die Betroffenen kamen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und auch aus der Türkei. Sie alle unterzogen sich in Istanbul und Ismir einer Behandlung zur Gewichtsreduktion im Zeitraum vom 22. Februar bis 1. März 2023, bei der das Botulinumtoxin in die Magenwand injiziert wurde. Allein 60 dieser Fälle sind auf eine private Klinik in Istanbul zurückzuführen, wohingegen drei weitere Fälle mit einem privaten Krankenhaus in Izmir assoziiert sind. Die Betroffenen wiesen leichte bis schwerwiegende Symptome auf; mehrere wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Unter den eingewiesenen Patienten sollen einige auf Intensivstation eingeliefert und mit Botulinum-Antitoxin behandelt worden sein.
Auch das Robert-Koch Institut warnte zuletzt im Epidemiologischen Bulletin.
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Angesichts der bei Botulismus anfänglich und bei leichten Erkrankungsfällen teilweise eher unspezifischen Symptomatik, sei es laut Bericht möglich, dass es in Deutschland und anderswo weitere Fälle gibt, die noch nicht erfasst wurden. Gleichzeitig merkt das RKI an, dass schon der Verdacht auf Botulismus gemäß des § 6.1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) für Ärzte meldepflichtig sei.
Bei den geschilderten Fällen handelt es sich um eine Sonderform des Botulismus: den iatrogenen Botulismus. Diese Form tritt vor allem bei einer (versehentlichen) Überdosierung des Neurotoxins bei der therapeutischen oder kosmetischen Anwendung auf.
Laut ECDC sei derzeit unklar, ob dieses Ereignis ein therapeutisches oder verfahrenstechnisches Problem in den beteiligten Krankenhäusern sei, oder ob ein Problem mit dem verabreichten Produkt vorliegt. Untersuchungen der türkischen Behörden ergaben, dass bei den medizinischen Behandlungen zwar zugelassene Botulinumtoxin-Produkte verabreicht wurden, diese aber nicht für die Behandlung von Fettleibigkeit durch intragastrische Injektion zugelassen sind. Als Folge wurden die Aktivitäten der zuständigen Abteilungen beider Krankenhäuser eingestellt und Ermittlungen gegen die beteiligten Personen eingeleitet, schreibt das ECDC.
Bildquelle: Leio McLaren, unsplash