Die Plasmamedizin ist ein aufstrebender Zweig der Dermatologie. Bisher wurde kaltes atmosphärisches Plasma hauptsächlich bei der Wundbehandlung eingesetzt. Was kann die Therapie noch leisten?
Je nach Kontext kann Plasma entweder als der größte Teil des menschlichen Blutes (physiologisches Plasma) oder als der vierte Aggregatzustand der Materie (physikalisches Plasma) bezeichnet werden. In der Physik besteht Plasma aus Elektronen, Ionen, Photonen, Metastoffen und elektromagnetischen Feldern. In der Vergangenheit wurde Plasma bei hoher Temperatur und unter hohem Druck erzeugt. Heutzutage kann kaltes atmosphärisches Plasma (KAP) bei Atmosphärendruck erzeugt werden und bei Raumtemperatur arbeiten. Die Einsatzmöglichkeiten von kalt atmosphärischem Plasma haben sich in der Plasmamedizin erweitert. Als aufstrebender Zweig nutzt die Plasmadermatologie die Komplexität der Plasmabestandteile, ihre technische Vielseitigkeit und die praktische Machbarkeit. Ein umfassendes Review widmete sich jetzt den jüngsten Fortschritten KAP-dominierter Hauttherapien.
Das Paper fokussiert sich dabei auf drei Aspekte: Plasmaoptimierung von intakter Haut, klinisch orientierte Dissektion von KAP-Behandlung verschiedener Hautkrankheiten und abschließend einer Analyse der Sicherheitsaspekte der Behandlung mit KAP und Vorschläge zur Minimierung der möglichen Risiken.
ROS (Reaktive Sauerstoffspezies), die durch die hierarchische Reaktion von KAP mit der Umgebungsluft produziert werden, spielen eine Schlüsselrolle in verschiedenen biologischen und zellulären Prozessen. Das ermöglicht die Anwendung von KAP im medizinischen Bereich. Ebenso können UV-Licht und transiente elektrische Felder in der Biomedizin Anwendung finden. Plasmamedizin ist ein neu geprägter Begriff und steht für ein interdisziplinäres Fach, das Physik, Chemie, Biowissenschaften und Medizin vereint. Die Anwendungen der Plasmamedizin lassen sich grob in den direkten und indirekten Einsatz unterteilen. Bei einer direkten Anwendung wird ein lebender Empfänger einem gasförmigen Plasmastrahl ausgesetzt. Bei der indirekten Behandlung werden die reaktiven Spezies des KAP über einen Zwischenträger an einen lebenden Empfänger übermittelt.
Die Plasma-Dermatologie hat sich als attraktives Spezialgebiet der Plasmamedizin entwickelt, unter anderem weil die Haut das größte oberflächlichste Organ des menschlichen Körpers ist – dies ermöglicht eine einfache Plasmabehandlung. Die ursprünglichen Untersuchungen von klinischen randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zur Verwendung von KAP in der Dermatologie konzentrierten sich in erster Linie auf chronische Wunden. Es existieren bereits mehrere Übersichtsarbeiten zu diesem Thema, welche die Vor- und Nachteile aufzeigen.
Das Review kommt zu dem Ergebnis, dass die konventionellen Behandlungsmethoden in der klinischen Dermatologie natürlich ihre Grenzen und Nachteile haben. Kaltes Atmosphärenplasma kann hier ein hervorragendes Potenzial für Behandlungsmethoden bieten. Das Potential ist zum Teil auf die technische Vielseitigkeit, wie die direkte Bestrahlung oberflächlicher Läsionen, die indirekte Behandlung tieferer und größerer Läsionen mit plasmaaktivierten Medien und die gleichzeitige Behandlung mit KAP und anderen therapeutischen Methoden zurückzuführen.
Neben der Behandlung von Hautkrankheiten kann KAP auch die intakte Haut optimieren und die transdermale Verabreichung von Medikamenten ermöglichen. Dennoch sind zuerst mehrere Herausforderungen zu bewältigen, bevor diese einzigartige Therapie in der täglichen klinischen Praxis Anwendung finden kann.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der relyon plasma GmbH. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Zoltan Tasi, unsplash