Bei einer autoimmunen Enzephalitis richtet sich die körpereigene Abwehr gegen das zentrale Nervensystem. Forscher haben nun ein potentielles Therapeutikum entwickelt, das die schwerwiegenden Symptome in den Griff bekommt.
Eine autoimmune Enzephalitis ist eine seltene, aber schwerwiegenden und mitunter lebensbedrohlichen Entzündung des zentralen Nervensystems. Zum ersten Mal beschrieben wurde diese Krankheit im Jahr 2007. Am häufigsten tritt die anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis auf, bei der Antikörper die Signalübertragung im Gehirn stören: Der NDMA-Rezeptor, an den die Neurotransmitter Glutamat und Glycin binden, wird durch die Antikörperbindung in die Zelle aufgenommen. Somit kommt es zu einer verminderten Signalübertragung an Neuronen des zentralen Nervensystems.
Bei den Betroffenen treten Psychosen wie Halluzinationen, epileptische Anfälle und Bewusstseinstrübungen bis zum Koma auf. Patienten beschreiben die Erkrankungssymptome wie ein ‚Feuer im Gehirn‘, das sie nicht beeinflussen können. Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe verschiedener Kliniken widmet sich der Erforschung dieser Erkrankung. „Es ist unser Ziel, die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen und unter Einsatz moderner Biotechnologie neue und zielspezifische Therapieansätze zu entwickeln“, sagt Forschungsleiter Prof. Christian Geis vom Uniklinikum Jena.
Mit ihrem translationalen Forschungsansatz konnte die Gruppe jetzt ein potentielles Therapeutikum entdecken. Das Molekül besteht aus einem Teil des NMDA-Rezeptors und einem konstanten Teil eines menschlichen Antikörpers. Die krankheitserregenden Antikörper binden dann an dieses Fusionskonstrukt und nicht mehr an die NMDA-Rezeptoren.
Struktur des Wirkstoffmoleküls gegen Autoimmune Enzephalitis: In blau und gelb sind Domänen des NMDA-Rezeptors hervorgehoben. Credit: Stefan Hallermann
„Wir konnten die Wirksamkeit dieses Moleküls in kontrollierten Verhaltensstudien mit Mäusen nachweisen. Die Gedächtnisbildung lief bei Tieren mit Autoimmunenzephalitis, die den Wirkstoffkandidaten erhalten hatten, nahezu wie bei gesunden Tieren ab. Bei erkrankten Tieren ohne Therapie war sie deutlich beeinträchtigt“, erklärt Doktorandin Eleonora Loi.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Jena. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Aziz Acharki, unsplash