Lange Zeit galt das Neuroblastom-Rezidiv mit Metastasen als unheilbar. Eine Studie zeigt nun, dass die Kombi aus haploidenter Stammzelltransplantation und Immuntherapie die Überlebensrate deutlich steigern kann.
Neuroblastome sind für mehr als 10 Prozent der Todesfälle bei Krebserkrankungen im Kindesalter verantwortlich und treten überwiegend im frühen Kindesalter auf – 90 Prozent der Patienten sind jünger als sechs Jahre, der Altersdurchschnitt bei Diagnosestellung liegt bei 14 Monaten. Die standardisierte Therapie beinhaltet eine Operation, Chemo- oder Strahlentherapie, auch der Immuntherapie kommt eine stets stärker werdende Bedeutung zu. Eine Studie dazu legen nun Prof. Peter Lang, kommissarischer ärztlicher Direktor der Allgemeinen Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie an der Tübinger Kinderklinik, und Kollegen vor.
Typisches Ziel der Immuntherapie des Neuroblastoms ist das Oberflächen-Antigen GD-2, welches sich mit dem Antikörper Dinutuximab beta angreifen lässt. Dieser Antikörper ist seit 2017 in der EU zugelassen. Der Antikörper vermittelt seine Wirkung durch das Immunsystem der Patienten. Generell kann bei Menschen mit Rezidiv einer Krebserkrankung das Immunsystem geschwächt sein, so auch bei Kindern mit einem Neuroblastom-Rezidiv; die Folge ist, dass der Antikörper seine volle Wirkung nicht erreichen kann. „Aus diesem Grund kann die Immuntherapie nicht alleinige erfolgversprechende Unterstützung zur konventionellen Tumortherapie sein. Dies bildete die Grundlage unserer langjährigen Studie, ebenso wie zuvor vorliegende Studien, die zeigen, dass die Etablierung eines neuen Immunsystems durch eine Stammzelltransplantation auch bei soliden Tumoren zur Tumorkontrolle führen kann“, so Lang.
In der Studie mit insgesamt 68 Patienten wurden deshalb beide Therapieansätze kombiniert: Nach individueller Rezidiv-Therapie erhielten die Kinder und Jugendlichen zur Konsolidierung eine haploidente Stammzelltransplantation – eine halb-identische Stammzelltransplantation von einem Elternteil. Darauf folgte eine Immuntherapie mit Dinutuximab beta sowie subkutanem Interleukin 2. „Die Verträglichkeit der Therapie war insgesamt sehr gut, transplantationsassoziierte Nebenwirkungen traten nur selten auf“, berichtet Kinderonkologe Dr. Tim Flaadt.
„Vor allem aber konnten wir mit unserer Studie die bislang besten Ergebnisse für die jungen Neuroblastom-Patientinnen und -Patienten erzielen: Knapp acht Jahre nach Ende der Langzeitstudie wissen wir, dass 53 Prozent der 68 Kinder und Jugendlichen mindestens fünf Jahre überlebt haben, 43 Prozent davon ereignisfrei, das bedeutet ohne Rezidiv bzw. Fortschreiten der Erkrankung. Für eine solch schwerwiegende Diagnose sind diese Zahlen sehr vielversprechend, wir können davon ausgehen, dass mit der Kombinationsbehandlung aus Stammzelltransplantation und Immuntherapie ein Langzeitüberleben bei Neuroblastom Rezidiv möglich ist.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tübingen. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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