Versagt die erste Therapie bei HIV-Infizierten, steht eine wirksame Zweitlinientherapie zur Verfügung. In einer Studie verglichen Wissenschaftler nun zwei weitere Optionen als Plan B, die verträglicher und günstiger sein sollen.
Eine Zweitlinientherapie kommt zum Einsatz, wenn der Therapieerfolg nach der ersten Behandlung ausbleibt: Dies betrifft etwa 10 % der Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben und mit der Erstlinientherapie behandelt wurden. Für die Patienten bedeutet dies zwar, dass sie weitere Optionen haben, doch der Zugang für Betroffene – insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen – ist nicht immer einfach.
„Die Zweitlinientherapien sind in der Regel wirksam, um eine virale Unterdrückung zu erreichen; einige von ihnen erfordern jedoch Arzneimittelresistenztests, die das Gesundheitssystem belasten können. Außerdem erfordern viele Behandlungen die Einnahme mehrerer Tabletten und können Nebenwirkungen haben“, erklärt Prof. Gail Matthews, der nun eine aktuelle Studie zu Zweitlinientherapien auf der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) in Seattle vorstellte. „Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsansätze zu verstehen, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern.“
In einer Studie verglichen Prof. Law und sein Team die Standard-Zweitlinientherapie für Menschen mit HIV (Ritonavir geboostert mit Darunavir + 2 Nukleoside) mit zwei alternativen: Dolutegravir (DTG) mit ritonavirverstärktem Darunavir (DRV/R) und Dolutegravir in Fixkombination mit Tenofovir und Lamivudin oder Emtricitabin (TDF/XTC). Das Ergebnis: Die neueren Behandlungsoptionen sind zur Erreichung einer Virussuppression mindestens genauso gut sind wie die Standardbehandlung, aber bieten zusätzliche Vorteile in Bezug auf Kosten und Verträglichkeit.
„Diese Feststellung der Nichtunterlegenheit hat erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von HIV weltweit“, sagt Prof. Matthew Law, der die Studie leitete. „Die Einführung einer dieser vereinfachten Behandlungen könnte bedeuten, dass weniger Tabletten verabreicht werden müssen, dass keine speziellen Resistenztests erforderlich sind und dass die Kosten für die Medikamente sinken. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen die Gesundheitssysteme und Versorgungsketten instabil sein können, können diese vereinfachten Behandlungsoptionen den Zugang zur Behandlung optimieren und gleichzeitig das gleiche Maß an viraler Unterdrückung gewährleisten.“
An der Studie nahmen 831 Patienten aus 14 Ländern teil. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in eine der drei Gruppen eingeteilt. „Die Ergebnisse sind besonders aussagekräftig, weil die Studie in einer unglaublich vielfältigen Gruppe von Ländern durchgeführt wurde. Wir sind zuversichtlich, dass die Ergebnisse international relevant und wichtig sind, vor allem aber in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen“, sagt Prof. Law. Die Ergebnisse untermauern die derzeitige WHO-Empfehlung, Dolutegravir als bevorzugte antiretrovirale Option einzusetzen.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der University of New South Wales. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Jon Tyson, unsplash