Menschen mit Orthorexie versuchen krankhaft, das „Ungesunde“ zu meiden. Aktuell mangelt es an Richtlinien zu Diagnose und Behandlung, weshalb viele Betroffene erst aufgeklärt werden, wenn es schon zu spät ist.
„Unter Orthorexie versteht man die Fixierung auf eine gesunde Ernährung mit starren Regeln, was zu Mangelernährung, Leidensdruck sowie Isolation führen kann. Betroffenen ist das Problem oft nicht bewusst, weshalb sie zunächst nicht-psychologische Behandlungen aufsuchen. Bisher liegen weder klare Definitionen der Orthorexie vor, noch existieren Vorgaben für die Behandlung. Langfristiges Ziel unseres ISTO-Projektes (Interdisciplinary Screening and Treatment of Orthorexia) ist daher die Entwicklung eines Behandlungsleitfaden für Fachkreise und andere Disziplinen“, so Dr. Sara Ramminger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Gera der SRH Hochschule für Gesundheit.
Das ISTO-Projekt der SRH Hochschule für Gesundheit ist interdisziplinär angelegt. Im ersten Schritt wurde das Wissen und Erfahrungen von Fachkräften zur Orthorexie eruiert, um eine umfassende Definition zu ermöglichen sowie indirekt eine mögliche eigene Betroffenheit der Teilnehmer abgefragt.
Zu diesem Zweck wurde eine Online-Umfrage für Personen in ernährungstherapeutischen und angrenzenden Fachbereichen entwickelt, die Items zum persönlichen Ernährungsverhalten, Einstellungen zum Störungsbild, Erfahrungen mit Patienten sowie Behandlungsansätzen erfasst.Erste Ergebnisse zeigen nun, dass 60 % der Fachkräfte den Begriff Orthorexie kannten. In Bezug auf das Ernährungsverhalten findet es circa die Hälfte positiv, mehr als andere auf eine gesunde Ernährung zu achten, 47 % stellen Ernährungsregeln auf und für 37 % ist die Aufnahme gesunder Lebensmittel wichtiger als Genuss.
Orthorexie stellt dabei für 84 % der Fachkräfte ein eigenes Störungsbild dar, wobei es 49 % der Essstörung, 42 % der Zwangsstörung und 9 % der Angststörung/Sonstiges zuordneten. Dass Sport ein wichtiges Diagnosekriterium darstellt, gaben fast drei Viertel der Befragten an. Über die Hälfte kennt zudem Patienten mit orthorektischen Symptomen, die überwiegende Mehrheit (80 %) wünscht sich mehr Informationen und klare Behandlungsvorgaben. Die Ergebnisse lassen eine eigene Betroffenheit von Fachpersonen an orthorektischen Symptomen vermuten. Sie äußern sich überzeugt von der Bedeutung der Diagnostik und Behandlung von Orthorexie und wünschen sich weitere Informationen und interdisziplinäre Behandlungsansätze.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der SRH Hochschule für Gesundheit.
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