Menschen mit nicht-alkoholischer Fettleber leiden oft auch an Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen. Forscher untersuchten nun diese Wechselbeziehung und fanden Hinweise, wie Subtypen unterschieden werden können.
Weltweit leiden mehr als 25 % aller Erwachsenen und 3 bis 10 % aller Kinder an einer nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD). Der Prozentsatz ist wesentlich höher, wenn Übergewicht und/oder Diabetes vorliegen. Diese Zahlen sind alarmierend, da die NAFLD – insbesondere die nicht-alkoholische Steatohepatitis – die Hauptursache für chronische Lebererkrankungen und für Leberkrebs ist. Darüber hinaus zeigten Studien, dass NAFLD mit einem ca. 2,5-fach erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und einem etwa 1,5-fach erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert ist.
Doch über welche Mechanismen beeinflusst eine Fettleber die Entstehung von Typ-2-Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Und wie lässt sich die Auswirkung der Fettleber von der Auswirkung der zunehmend auftretenden abdominalen Adipositas, die häufig bei Menschen mit Fettleber zu finden ist, auf diese Krankheiten abgrenzen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich eine internationale Forschungsgruppe seit vielen Jahren. In einer aktuellen Studie untersuchte das Team die Dysregulation von Hepatokinen bei Menschen mit NAFLD.
„Wir fanden heraus, dass das Hepatokin Fetuin-A vermehrt von der Fettleber produziert wird und dass es das Auftreten von Typ-2-Diabetes und von kardiovaskulären Ereignissen klar prognostiziert. Wir haben auch Mechanismen der zellulären Wirkung von Fetuin-A zur Förderung der Insulinresistenz, der subklinischen Entzündungen und der Beeinträchtigung der Insulinsekretion identifiziert“, sagt Studienautor Prof. Norbert Stefan.
Prof. Morris White von der Harvard Medical School fügt hinzu: „Wir haben ein weiteres wichtiges Hepatokin nachgewiesen, das zunehmend von der Fettleber produziert wird – Follistatin. Außerdem haben wir Mechanismen gefunden, welche die Produktion von Follistatin in der Leber hochregulieren beziehungsweise durch die Follistatin den Glukosespiegel und die Insulinresistenz erhöht. In großen Humankohorten haben wir gesehen, dass Follistatin mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist.“ In ihrem aktuellen Artikel beschreiben die Forscher Wirkmechanismen dieser Hepatokine und fassen das Wissen über andere Hepatokine zusammen, die momentan untersucht werden.
NAFLD: Rolle der Hepatokine bei der Identifizierung von Subtypen; Credit: Norbert Stefan.
Außerdem nutzten die Forscher die Clusteranalyse, um die enge Beziehung zwischen Fettleber und abdominaler Adipositas zu entschlüsseln und Subtypen von Menschen mit Fettleber zu identifizieren. Bei Clusteranalysen werden Datensätze hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit in Gruppen eingeteilt. Indem sie mehrere Parameter, nämlich den Fettgehalt der Leber, die viszerale Fettmasse, das Hepatokin Fetuin-A und das Adipokin Adiponektin, zu Clustern zusammengefasst haben, gelang es ihnen, drei Cluster zu identifizieren. Die Cluster 1 und 3 wiesen eine ähnliche Insulinresistenz und einen erhöhten Leberfettgehalt auf, unterschieden sich jedoch weitgehend in den Plasmaspiegeln von Fetuin-A und Adiponektin.
Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler, dass sie Subtypen von Menschen mit einer Fettleber gefunden haben, die unterschiedliche Pathomechanismen der Insulinresistenz aufweisen. Sie vermuten, dass die Erforschung der Hepatokine hilfreich sein könnte, um in Zukunft weitere Subtypen der Fettleber zu identifizieren. Damit ließe sich die Präzisionsmedizin in der klinischen Praxis besser umsetzen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Originalpublikation findet ihr hier.
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