Vorläufige Ergebnisse zeigen: Bei Depression weichen fast alle Versorgungsaspekte von den aktuellen Leitlinienempfehlungen ab. Die meisten Aspekte des DMP Depression sollten daher überarbeitet werden.
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) aktuelle evidenzbasierte Leitlinien zur Behandlung der unipolaren Depression identifiziert, um deren Empfehlungen mit der Disease-Management-Programme-Anforderungen-Richtlinie (DMP-A-RL) abzugleichen und Diskrepanzen festzustellen. Für den nun vorliegenden Vorbericht wertete das Wissenschaftlerteam insgesamt 608 Empfehlungen aus 15 evidenzbasierten Leitlinien aus. Zu diesen Leitlinien zählen unter anderem die aktuelle Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL) 2022 und die Leitlinie NICE (National Institute for Health and Care Excellence) 2022.
Das vorläufige Fazit: Fast alle Versorgungsaspekte der DMP-A-RL Depression weichen von den aktuellen Leitlinienempfehlungen ab. Ganz besonders trifft das auf die Therapiegrundsätze in Abhängigkeit von Schweregrad, Erkrankungsverlauf und Alter sowie auf die Verlaufskontrolle bei medikamentöser Behandlung zu. Zudem konnten die Wissenschaftler zwei zusätzliche Versorgungsaspekte identifizieren, die bisher nicht in der DMP-A-RL Depressionen thematisiert werden: neurostimulatorische Verfahren und digitale medizinische Gesundheitsanwendungen (DiGA).
Depression ist mit einer hohen individuellen Krankheitslast und erheblichen Einschränkungen von Lebensqualität und Leistungsfähigkeit verbunden. Die WHO zählt die Depression daher zu den 20 führenden Ursachen, die zu verlorenen gesunden Lebensjahren führen. In einer Analyse der NAKO Gesundheitsstudie, einer deutschen Langzeit-Bevölkerungsstudie, berichteten 15 Prozent der Studienteilnehmer, im Laufe ihres Lebens bereits eine ärztliche Depressionsdiagnose erhalten zu haben.
DMPs sollen dazu beitragen, die Versorgung zu optimieren, die Zusammenarbeit der Leistungserbringer zu fördern und somit diagnostische und therapeutische Abläufe besser miteinander zu verzahnen. Die inhaltlichen Anforderungen an ein DMP hat der G-BA in der DMP-A-RL geregelt. Das DMP Depression ist dabei allerdings auf die häufigste depressive Erkrankung, die unipolare Depression, begrenzt.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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