Die Magnetokardiographie spielt in der Kardiologie derzeit keine wichtige Rolle. Doch das könnte sich ändern: Eine Studie zeigt, dass die Methode bei der Früherkennung von Herzmuskelentzündungen hilft.
Eine Myokarditis gehört zu den häufigsten Ursachen für plötzlichen Herztod bei jungen Erwachsenen, Entzündungen des Herzmuskels können aber auch schleichend zu einer lebensbedrohlichen Herzinsuffizienz führen. Herzmuskelentzündungen werden oft erst spät nachgewiesen. Der Grund: Die Symptome sind anfangs unspezifisch und nicht immer schwer ausgeprägt, zugleich kann der Verdacht nur durch vergleichsweise aufwändige Bildgebung wie einer Magnetresonanztomographie (MRT) erhärtet und letztendlich nur durch eine Gewebeentnahme direkt aus dem Herzmuskel gesichert werden.
Zur Kontrolle des Therapiefortschritts sind zudem aufwändige und für die Patienten zum Teil mit hoher Strahlenbelastung verbundene Untersuchungen notwendig. Unkomplizierte, regelmäßige Untersuchungen und damit eine individuell auf jeden Patienten abgestimmte Verbesserung der Therapie sind entsprechend schwierig. Dies kann zu einem Fortschreiten der Erkrankung mit irreversiblen Vernarbungen im Herzgewebe führen.
Auf der Suche nach einer Lösung für diese Probleme sind Kardiologin Dr. Bettine Heidecker vom Deutschen Herzzentrum der Charité und ihr Team auf eine Untersuchungsmethode aufmerksam geworden, die es bereits seit Jahrzehnten gibt, die aber bislang in der Herzmedizin eine eher untergeordnete Rolle spielt: die Magnetokardiographie (MKG). Das Verfahren beruht auf dem physikalischen Grundsatz, dass Ionenströme (z. B. Natrium, Calcium, Kalium) im Herzen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Ausrichtung und Stärke als Vektor bezeichnet wird.
Wenn eine Herzmuskelentzündung diesen Ionenstrom und damit den Vektor auch nur minimal messbar verändert, dann stünde mit der Magnetokardiographie eine harmlose und unkomplizierte Diagnostik zur Verfügung, um sowohl den Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung zu erhärten als auch den Therapieerfolg zu überprüfen – so die vereinfacht dargestellte Annahme von Heidecker und Team. Da lediglich das Magnetfeld des Herzens gemessen wird, ist die MKG-Untersuchung frei von Nebenwirkungen und dauert nur wenige Minuten. Zudem müssen keine Elektroden aufgeklebt werden.
Um dies erstmalig zu überprüfen, unterzogen die Forscher insgesamt 233 Patienten – mit und ohne gesicherten Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung – einer Magnetokardiographie. Nicht nur konnte das Vorliegen der Erkrankung – vor allem bei akuter Herzmuskelentzündung – mit hoher Genauigkeit bestätigt werden, sondern auch der Erfolg einer immunsuppressiven Therapie konnte mit dem MKG bereits nach einer Woche oder früher nachgewiesen werden. Ein Nachweis per Echokardiographie hingegen ist erst nach einem Monat möglich.
Bis zu einem möglichen Einsatz der MKG im klinischen Alltag sei es allerdings noch ein weiter Weg, betont Heidecker. Der Nutzen des Verfahrens müsse zuvor noch zuverlässiger belegt werden. „Die Magnetokardiographie kann weder die etablierte bildgebende Diagnostik noch die Herzmuskelbiopsie ersetzen, aber sie könnte helfen, diese vergleichsweise aufwändigen und zum Teil auch belastenden Methoden wesentlich zielgerichteter einsetzen zu können, um eine sehr ernstzunehmende Erkrankung in Zukunft besser behandeln zu können“, stellt Heidecker klar.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Herzzentrums Berlin. Zur Originalpublikation gehts hier.
Bildquelle: Tim Zänkert, unsplash