Kanadische Forscher warnen vor Cotrimoxazol: Erhalten Patienten mit Hypertonie zeitgleich Sartane oder ACE-Hemmer, drohen Hyperkaliämien – teils mit tödlichen Folgen. Rechtsmediziner übersehen diese Todesursache noch sehr häufig.
Cotrimoxazol setzt sich aus den beiden pharmakologisch aktiven Molekülen Trimethoprim und Sulfamethoxazol zusammen. Das Problem: Trimethoprim ähnelt strukturell Amilorid, einem kaliumsparenden Diuretikum. Erhalten Patienten Cotrimoxazol, müssen Ärzte mit höheren Kaliumspiegeln rechnen. Das ist an und für sich noch kein Problem.
Kritisch wird die Sachlage, falls Hypertoniker das Antibiotikum zusammen mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptorantagonisten, sprich Sartanen, anwenden. Jetzt hat Michael Fralick, Toronto, neue Resultate veröffentlicht. Fralick fand in Bevölkerungsregistern zwischen 1994 und 2012 etwa 1,6 Millionen Senioren, die ACE-Hemmer oder Sartane einnahmen. Bei ihnen ereigneten sich im Studienzeitraum genau 39.879 plötzliche Todesfälle. Davon verstarben 1.027 Menschen maximal sieben Tage, nachdem Ärzte unterschiedliche Antibiotika verordnet hatten – in erster Linie Amoxicillin, Cotrimoxazol, Ciprofloxacin, Norfloxacin sowie Nitrofurantoin. Weitere 3.733 noch lebende Personen ohne entsprechende Medikation dienten als Kontrolle.
Michael Fralick berichtet, in der Gruppe plötzlich Verstorbener seien signifikant mehr Patienten zu finden gewesen, die Cotrimoxazol erhalten hatten. Unter Berücksichtigung weiterer Parameter errechnete der Forscher im Sieben-Tages-Zeitraum ein um 38 Prozent höheres Risiko, verglichen mit Amoxicillin. Nahm er 14 Tage als Maß, waren es sogar 54 Prozent. Norfloxacin und Nitrofurantoin zeigten hinsichtlich der Mortalität keine Besonderheiten. Bei Ciprofloxacin führte die bekannte QT-Zeit-Verlängerung ebenfalls zu erhöhten Sterberaten.
Bleibt als Vermutung, dass Hyperkaliämien bei Cotrimoxazol zum Tode führen. ACE-Hemmer sowie Sartane hemmen die Aldosteron-Sekretion, was zur verminderten Ausscheidung von Kalium durch die Nieren führt. Zusammen mit Cotrimoxazol, das ohnehin zu höheren Kaliumspiegeln führt, wird die Sache dann gefährlich. Klinische Beweise stehen aus – viele Ärzte forschen nicht lange nach. Schließlich hatten ihre Patienten bedrohliche Grunderkrankungen. Ein heikles Thema: Rechtsmedizinern gelingt es nur schwer, unnatürlich hohe Spiegel post mortem nachzuweisen. Die Kaliumkonzentration steigt schnell an, weil Zellen zerfallen und das Ion freisetzen.