Ein 18-jähriger Junge entwickelt über Nacht einen juckenden Hautausschlag am Rumpf. Einige Zeit später bemerkt seine jüngere Schwester plötzlich einen ähnlichen Ausschlag. Hängen die Beschwerden zusammen?
Zwei Geschwister, ein 16-jähriges Mädchen und ein 18-jähriger Junge, werden von ihrem Hausarzt wegen eines plötzlich aufgetretenen, juckenden Hautausschlags an die dermatologische Abteilung eines Krankenhauses in Dänemark überwiesen. Wie kam es dazu?
Zunächst hatte der Junge über Nacht den juckenden Ausschlag auf Brust und Bauch entwickelt. Dieser breitete sich in den darauffolgenden Tagen weiter auf den unteren Rücken aus.
Doch dabei sollte es nicht bleiben: Merkwürdigerweise entwickelte seine jüngere Schwester etwa ein bis zwei Wochen später einen ähnlichen juckenden Ausschlag. Dieser war zunächst auf den Rücken begrenzt, zeigte sich wenig später aber auch auf dem Bauch und in den Achselhöhlen.
Die Dermatologen in der Klinik beschreiben nun bei beiden Geschwistern einen symmetrischen, erythematösen, makulopapulösen Ausschlag, der netzförmig über den Rumpf verteilt ist. Dabei kommt stellenweise eine feine Schuppung hinzu, während der Ausschlag an anderen Stellen bereits verblasst ist und sich in der Folge Hyperpigmentierungen gebildet haben.
Nun stellt sich die Frage, was dem Ausschlag zugrunde liegen könnte. Der Hausarzt hatte zuvor bereits ein orales Antihistaminikum sowie ein topisches Kortikosteroid verschrieben. Doch beides brachte keine signifikante Beschwerdebesserung. Da der Ausschlag weder nässt, noch merkwürdig riecht, scheint den Ärzten ein entzündliches Geschehen erstmal eher unwahrscheinlich. Sie ziehen ein Gougerot-Carteaud-Syndrom oder Morbus Darier in Betracht. Doch die anhaltende Symptomatik und der seltsame zeitliche Zusammenhang des Symptombeginns bei beiden Geschwistern macht die Ärzte nach wie vor stutzig.
Daher fragen sie bei den Geschwistern noch einmal genauer nach. Hatten sie vielleicht kürzlich eine Reise unternommen? Könnte es eine bislang unerkannte Allergie sein, oder gab es vielleicht neue Ernährungsgewohnheiten? Tatsächlich erzählen die beiden daraufhin, etwa 14 Tage vor Symptombeginn eine ketogene Diät begonnen zu haben. Die Ärzte schöpfen daraufhin einen Verdacht und entnehmen Hautbiopsien.
Dabei zeigen sich eine leichte Hyperkeratose sowie ein interzelluläres Ödem der Epidermis und diffus nekrotische Keratinozyten sowie ein spärliches, entzündliches Infiltrat aus Lymphozyten, Granulozyten und einigen Melanophagen.
Aufgrund dieser Befunde sowie der Anamnese mit der kürzlichen Ernährungsumstellung und des klinischen Befundes diagnostizieren die Ärzte eine Prurigo pigmentosa – eine seltene, entzündliche Dermatose ungeklärter Ätiologie.
Beide Geschwister erhalten daraufhin für 4 Wochen orales Tetracyclin in Kombination mit einem stark wirksamen, topischen Kortisonpräparat, das zusätzlich einen antibakteriellen und antimykotischen Wirkstoff enthält. Zusätzlich wird ihnen nahegelegt, die ketogene Diät zu beenden. Bei der Nachuntersuchung sind sowohl der Juckreiz als auch das Erythem bei beiden Patienten vollständig abgeklungen. Lediglich die charakteristischen postinflammatorischen hyperpigmentierten Flecken sind noch auf dem Rumpf zu sehen.
Dieser Artikel basiert auf einem Bericht von Danielsen et al., Case Rep Dermatol.
Bildquelle: Andriyko Podilnyk, Unsplash
Hinweis: Dieser Kanal dient der Veranschaulichung kurioser und obskurer Patientengeschichten. Die Darstellungen orientieren sich an realen, in Fachzeitschriften veröffentlichten Fallberichten. Aufgrund der Kuriosität und Individualität der Fälle kann das Vorgehen allerdings von den aktuellen medizinischen Leitlinien abweichen.