Eine aktuelle Studie zeigt: Migräne-Patientinnen haben ein erhöhtes Risiko Komplikationen in der Schwangerschaft sowie während und nach der Geburt zu entwickeln. Eine umfassende Anamnese ist daher besonders wichtig.
Frauen sind – vor allem in ihren fruchtbaren Jahren – überproportional häufig von Migräne betroffen. Ob ein Zusammenhang zwischen den chronischen Kopfschmerzen und Komplikationen in der Schwangerschaft besteht, wurde bisher jedoch nicht ausreichend erforscht. Forscher analysierten daher die Daten von tausenden Frauen, um einen möglichen Zusammenhang zu untersuchen.
Die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlichte Arbeit zeigt, dass eine vor der Schwangerschaft diagnostizierte Migräne mit unerwünschten Ereignissen wie Frühgeburt, Bluthochdruck und Präeklampsie in Zusammenhang steht. Migräne könnte daher als klinischer Marker für eine besondere geburtshilfliche Betreuung dienen. „Frühgeburten und Bluthochdruck gehören zu den Hauptursachen für die Morbidität und Mortalität von Müttern und Säuglingen“, sagt Erstautorin Dr. Alexandra Purdue-Smithe. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Migräneanamnese als ein wichtiger Risikofaktor genutzt werden könnte, um zu bewerten, ob Frauen von einer verstärkten Überwachung während der Schwangerschaft profitieren könnten.“
Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit im Laufe ihres Lebens an Migräne zu erkranken zwei- bis dreimal so hoch wie bei Männern – am häufigsten sind 18–44-Jährige betroffen. Bei einigen Patientinnen werden die Migräne-Kopfschmerzen zusätzlich von einer Aura begleitet. Früheren Studien zufolge sind Komplikationen in der Schwangerschaft und Migräne bei Frauen – insbesondere solche mit Aura – mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten und ischämische Schlaganfälle verbunden. Die Mechanismen, die wiederum für diese Risiken verantwortlich ist, könnten auch die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen. Bislang gab es jedoch nur wenig Studien, die Migräne als Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen untersuchten.
Das Forscherteam analysierte Daten aus einer großen, prospektiven Studie, die 30.555 Schwangerschaften von 19.694 US-amerikanischen Probandinnen umfasste. Die Forscher interessierten sich dabei für eine vor der Schwangerschaft diagnostizierte Migräne und den Migränephänotyp (Migräne mit und ohne Aura) sowie die Häufigkeit der selbstberichteten Schwangerschaftskomplikationen.
Es zeigte sich, dass eine Migräne-Diagnose vor der Schwangerschaft im Vergleich zu keiner Migräne mit einem 17 Prozent höheren Risiko einer Frühgeburt verbunden war. Zudem war die Wahrscheinlichkeit während der Schwangerschaft Bluthochdruck zu entwickeln um 28 Prozent höher und Migräne-Patientinnen wiesen eine 40 Prozent höhere Rate an Präeklampsien auf. Migräne mit Aura wurde mit einem etwas höheren Risiko für Präeklampsie in Verbindung gebracht als solche ohne Aura. Die Wissenschaftler fanden hingegen keinen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Geburtsgewicht oder einem Schwangerschaftsdiabetes und Migräne.
Probandinnen mit Migräne, die angaben, vor der Schwangerschaft regelmäßig Aspirin einzunehmen, hatten ein 45 Prozent geringeres Risiko für eine Frühgeburt. US-amerikanische Experten empfehlen niedrig dosiertes Aspirin während der Schwangerschaft für Frauen mit hohem Präeklampsierisiko. Klinische Studien haben gezeigt, dass niedrig dosiertes Aspirin während der Schwangerschaft auch die Frühgeburtenrate reduzieren kann. Purdue-Smithe weist jedoch darauf hin, dass Migräne derzeit nicht zu den Indikationen für die Einnahme von Aspirin in der Schwangerschaft gehört. Die Ergebnisse legen zwar nahe, dass Aspirin auch für Frauen mit Migräne von Vorteil sein könne, so Purdue-Smithe, dennoch seien weitere klinische Untersuchungen insbesondere zur Dosierung notwendig.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Brigham and Women's Hospital. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Anthony Tran, unsplash