Ihr glaubt, dass eure Expertise die Patienten in die Praxis bringt? Ganz so einfach ist es nicht. Jeder dritte potenzielle Patient schaut regelmäßig vorab, wie eure Online-Bewertungen so aussehen.
Immer mehr Menschen vertrauen auf Online-Bewertungen. Nicht nur für Pullover oder das nächste italienische Restaurant wird das Internet befragt – auch in Sachen Arztwahl geht der Trend zur Zweitmeinung durch Laienurteile. Mehr als jeder zweite Internetnutzer schaut ab und zu, was das Internet über euch sagt (55 %). Für 57 % dieser Personen sind die Aussagen und Urteile eurer anderen Patienten sogar ausschlaggebend für die letztliche Wahl. Das sind die Ergebnisse, die der Digitalverband Bitkom in einer repräsentativen Umfrage vorgestellt hat.
„Online-Bewertungen sind mittlerweile ein gängiges Kriterium bei Buchungen, Einkäufen oder Dienstleistungen. Sie sorgen für mehr Transparenz und können den Menschen helfen, eine gute Wahl zu treffen. Das gilt längst auch für den Gesundheitsbereich“, sagt Malte Fritsche, Referent Health & Pharma bei Bitkom. „Wichtig ist, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Bewertungen kompetent einschätzen können.“
Ob es das besser macht oder nicht – der Rest des Gesundheitsbranche unterliegt ebenfalls einem Vorabcheck durch Doktor Google. Besonders abhängig vom Urteil im Netz sind dabei Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Hat sich ein User erst einmal in die Bewertungen verirrt, treffen 65 % der Menschen ihre Krankenhauswahl hier. Bei Pflegeeinrichtungen vertrauen sogar fast alle (87 %) auf die teils anonymen Urteile.
On top kommt: Mehr als ein Drittel (37 %) der befragten Personen gibt sogar an, dass sie das Internet als ebenso gute und entscheidende Referenz ansehen wie die eigene Familie oder den Rat von Freunden. Aber verzagt nicht, liebe Ärzte. Immerhin sagen 42 % der Internetnutzer, dass sie Online-Bewertungen nicht trauen.
Ein ähnliches Bild in Sachen Kontaktaufnahme zur Arztpraxis ergab eine Befragung im vergangenen November. Hier ging es um die elektronische Terminvereinbarung. Was rauskam, ist wenig verwunderlich: 33 % aller Terminvereinbarungen passieren bereits online – Tendenz steigend. Jeder Fünfte geht sogar so weit, dass er nur eine Praxis wählt, die Online-Terminvergaben anbietet. Das Potenzial ist groß: Ein weiteres Drittel (34 %) kann sich vorstellen, in Zukunft auf diese Variante umzusteigen. Auf welchem Online-Pfad es zum gewünschten Termin geht, scheint dabei zunächst unerheblich. So finden 26 % aller Befragten das Datum ihrer Wahl über eure Internetseiten. 21 % haben auch oder stattdessen einen Dienstleister in Anspruch genommen.
„Viele Plattformen bieten den Patientinnen und Patienten mittlerweile zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten: Von der einfachen Verschiebung und Stornierung von Terminen, bis zum Online-Ausfüllen von Anamnesebögen oder dem Download von Untersuchungsergebnissen oder Belegen nach dem Arztbesuch“, nennt Fritsche die Vorteile für die Patienten. Ein Grund mehr, die Digitalisierung nicht zu verschlafen – denn sie ist schon überall.
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