Selbstzahlersprechstunde für GKV-Patienten? Eine aktuelle Umfrage zeigt: Mehr als die Hälfte der Ärzte würde das Modell ihren Kollegen empfehlen. Ihr auch?
Das Problem ist nicht neu: Im deutschen Gesundheitssystem fehlt es an Zeit. Patienten beschweren sich über ellenlange Wartezeiten auf Facharzttermine und in hausärztlichen Sprechstunden, Ärzte hadern mit knappen Quartalsbudgets und gestiegener Erwartungshaltung. Die sogenannte Selbstzahlersprechstunde scheint da wie geschaffen. Gesetzlich Versicherte können sich einen Termin beim Arzt erkaufen – also schnellere Behandlung für die Einen und mehr Geld für die Anderen, oder?
Einer Umfrage des Ärztenachrichtendienst zufolge ist diese Praxis keine Seltenheit mehr. Von den 975 Fach- und Hausärzten, die an der Befragung teilnahmen, gab ein Viertel an, Bezahltermine irgendeiner Art anzubieten. Für Fachärzte traf das häufiger zu (28 %) als für Hausärzte (18 %). Die Mehrheit hält für die Selbstzahlersprechstunden flexibel über die Woche verteilte Zeitslots vor, einige reservieren halbe (28 %) und die Wenigsten sogar ganze (8 %) Tage dafür. Gut die Hälfte der Befragten (41 %) gab an, für Selbstzahler deutlich schneller Termine zu haben, dagegen hält rund ein Drittel (34 %) fest, dass es keinen Unterschied zwischen Bezahl- und regulären Terminen für Kassenpatienten gebe. Allerdings sind sich die Ärzte recht einig, dass sie sich für die Selbstzahler mehr Zeit nehmen können – das bestätigen 82 % der Teilnehmer.
Natürlich lohnt sich das Ganze für die meisten auch finanziell, sicher ein nicht zu unterschätzender Aspekt der Beliebtheit dieses Konzepts. So gibt mehr als die Hälfte der befragten Fachärzte (56 %) an, dass die Selbstzahlersprechstunde finanziell sehr attraktiv sei; bei den Hausärzten sind es immerhin noch 27 %. Aus Patientensicht mag hier auch der größte Kritikpunkt liegen: Immerhin 8 % der Ärzte räumen ein, von Kassenpatienten regelmäßige und eindeutige Kritik für das Angebot zu ernten. Doch auch hier überwiegt der positive Eindruck und über die Hälfte der Teilnehmer (56 %) erhält positive Rückmeldung von Patientenseite.
Insgesamt fällt das Fazit der befragten Ärzteschaft positiv aus: Mehr als die Hälfte (55 %) würde Kollegen das Modell der zusätzlichen Bezahltermine empfehlen.
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