Die Acne inversa wird meist erst spät erkannt, der Leidensdruck für Betroffene ist oft groß. Bisher stand Ärzten nur ein einziger Wirkstoff für die Behandlung zur Verfügung. Ein Antikörper könnte das Repertoire jetzt erweitern.
Acne inversa gehört zu den tückischsten Hautkrankheiten überhaupt: Besonders an behaarten Hautpartien der großen Hautfalten, zum Beispiel in Achseln und Leisten, treten chronische Entzündungen mit schmerzhaften Knoten, Abszessen, Fisteln und Vernarbungen auf. Mit dem Wirkstoff Adalimumab stand bisher nur ein einziges Medikament zur Verfügung, auf das aber nur rund 50 Prozent der Betroffenen ansprachen. Zwei parallele Studien mit mehr als 1.000 Teilnehmern belegten nun die Wirksamkeit eines weiteren Wirkstoffes namens Secukinumab.
Geschätzt 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter Acne inversa, auch Hidradenitis suppurativa genannt. Kompliziert ist die Erkrankung unter anderem deshalb, weil sie meist sehr spät erkannt wird. Zwischen den ersten Beschwerden und der Diagnose vergehen oft mehr als zehn Jahre, in denen die Betroffenen einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind.
Die Substanz Secukinumab wird bereits gegen Schuppenflechte und in der Rheumatologie eingesetzt, bisher jedoch nicht bei Acne inversa. „Ist die Erkrankung erkannt, entfaltete das bisher einzig zugelassene Medikament nicht immer die gewünschte Wirkung. In diesen Fällen gab es für die Patienten medikamentös bisher keine weitere zugelassene Therapie. Für sie ist das neue Präparat ein Grund zur Hoffnung“, betont Prof. Falk Bechara, Leiter der Dermatochirurgie der Ruhr-Universität. Seine Klinik behandelt über 1.000 von Acne inversa betroffene Menschen pro Jahr, rund 300 von ihnen werden hier jedes Jahr operiert.
Das Präparat geht nun für die Indikation Acne inversa ins Zulassungsverfahren. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Studien über Alternativpräparate gegeben, die aber allesamt mangels Wirksamkeit abgebrochen werden mussten.
Die Studie, an der die Dermatochirurgie der Uniklinik für Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum beteiligt ist, wurde in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. Die Langzeitstudie bewertete die Effektivität des Wirkstoffs Secukinumab sowohl nach 16 als auch nach 52 Wochen Behandlung. Hierbei zeigte sich eine Effektivität bei etwa 50 Prozent der Behandelten nach 16 Wochen. „Die Effektivität wurde bis Woche 52 nicht nur beibehalten, sondern verbesserte sich tendenziell sogar noch“, berichtet Bechara.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Alexandra Gorn, unsplash