Senkt ein reduzierter Salzkonsum den Blutdruck? Und wie wirkt sich eine Eiweißrestriktion auf die Niere aus? Gleich zwei Cochrane-Reviews liefern Antworten auf Ernährungsfragen bei diabetesbedingter Nierenerkrankung.
Patienten mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko für eine Nierenfunktionsverschlechterung. Der erhöhte Blutzucker greift in einer komplexen Immunreaktion die unzähligen Nierenkörperchen an, in denen aus dem Blut der Primärharn filtriert wird. Um die dadurch entstehenden dauerhaften Schäden zu reduzieren bzw. zu verlangsamen, empfiehlt man den Patienten oft, die Ernährung umzustellen.
Eine reduzierte Eiweißzufuhr und damit niedrigere Konzentration im Blut soll dabei den Filtrationsdruck verringern. So wird die Arbeitsbelastung der Nierenkörperchen reduziert. Demselben Zweck dient die konsequente Einstellung des Blutdrucks in den Normbereich. Die einfachste nicht-pharmakologische Methode ist hier eine reduzierte Salzzufuhr. Beide Ansätze sind in der Theorie plausibel. Doch können Diabetes-Patienten auch in der Praxis von den Ernährungsanpassungen profitieren? Dieser Frage gehen zwei Cochrane-Reviews nach.
Der erste der beiden Reviews beinhaltet randomisierte kontrollierte Studien, die eine eiweißarme Diät (konkret: 0,6 bis 0,8 g/kg Körpergewicht/Tag) mit einer uneingeschränkten Eiweißzufuhr über mindestens 12 Monate verglichen. Er umfasst acht Studien mit 486 Patienten mit Diabetes vom Typ I oder II.
Die Ergebnisse sind eher enttäuschend: Im Vergleich zu einer uneingeschränkten Eiweißaufnahme hat eine eiweißarme Diät möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Zahl der Menschen, die sterben oder zu einem dialysepflichtigen Nierenversagen fortschreiten. Die Autoren bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz hier allerdings als niedrig. Das bedeutet, dass weitere, besser gemachte Studien zukünftig durchaus auch noch positive Effekte zutage bringen könnten. Auch die Frage nach der Lebensqualität und unerwünschten Wirkungen konnte auf Basis der vorhandenen Studienlage nicht beantwortet werden.
Im Gegensatz dazu macht die Untersuchung einer reduzierten Salzaufnahme zur Einstellung des Blutdrucks mehr Hoffnung: Die aktualisierte Review schließt eine zusätzliche randomisierte kontrollierte Studie ein und umfasst damit insgesamt 313 Teilnehmer. Einschlusskriterium war hier eine im Normbereich liegende Nierenfunktionsleistung, gemessen als glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Es wurden sowohl Patienten mit erhöhtem Blutdruck als auch Blutdruck im Normbereich eingeschlossen.
Die gute Nachricht: Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck konnte mit einer auf weniger als 5 g pro Tag reduzierten Salzaufnahme um 7 bzw. 3 mmHg gesenkt werden. Das entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Effekt eines Blutdruckmedikaments. Diese Effekte mögen eindrücklich sein, werden jedoch durch eine niedrige Vertrauenswürdigkeit der zugrundeliegenden Evidenz eingeschränkt. Auch hier sind also weitere und vor allem bessere Studien nötig, um Klarheit zu schaffen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von Cochrane Deutschland. Die Originalpublikation findet ihr hier und hier sowie im Text.
Bildquelle: Jason Tuinstra, unsplash