Die Zahl der Krebsneuerkrankungen wird bis Ende des Jahrzehnts auf 600.000 im Jahr steigen, mahnt Michael Baumann, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums. Was jetzt getan werden muss.
Die Zahlen von Krebserkrankungen steigen weltweit an. Nach Angaben von Professor Michael Baumann, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), erkranken allein in Deutschland noch immer etwa 500.000 Mensch im Jahr neu an Krebs und 200.000 sterben daran. Die Erfolge der kurativen Medizin dürften nicht über die hohe Zahl von Krebsneuerkrankungen hinwegtäuschen, betonte der Leiter des Heidelberger Instituts. „Es fehlt an evidenzbasierten, kosteneffektiven und flächendeckenden Präventionsangeboten.“ Er weist auch darauf hin, dass die Digitalisierung für einen vereinfachten Zugang zu Präventionsangeboten sowie zur Früherkennung immer wichtiger wird.
Jährlich gehen etwa vier Millionen Lebensjahre allein wegen bösartigen Neubildungen verloren. Laut Baumann zeige diese Zahl, dass Krebs nicht nur eine Krankheit sei, die im hohen Alter bei einer nur noch geringen Lebenserwartung auftrete, sondern die auch im jüngerem Alter zum Tod führen könne. „Selbst so gut ausgestattete Gesundheitswesen wie in Deutschland, USA und der Schweiz werden damit nicht fertig werden können.“
Nach Baumanns Angaben werde sich die Zahl der neuen Krebserkrankungen weltweit von 19,3 Millionen im Jahr 2020 bis 2030 auf 30 Millionen erhöhen – allein in Deutschland werde die Zahl auf 600.000 Neuerkrankungen im Jahr wachsen. Diese erschreckende Entwicklung könne laut des Experten nur gestoppt werden, wenn massiv in den Bereich „Nicht-Krebs-Kriegen“ investiert werde. Politik und auch die Gesellschaft müssten für das Thema sensibilisiert werden. „Prävention muss langfristig gedacht werden“, betont Baumann.
Prävention müsse dabei auch stärker individualisiert werden. Die Vorbeugung sollte sich an bestimmten Risikofaktoren – wie etwa Rauchen, ungesunde Ernährung, Übergewicht sowie Bewegungsmangel oder hoher Alkoholkonsum – orientierten. Rund 40 Prozent aller Krebsneuerkrankungen könnten Baumann zufolge vermieden werden, wenn Menschen solche krebsförderlichen Angewohnheiten aufgäben.
Als ein in Deutschland unterschätztes, aber wichtiges Präventionsinstrument zieht er die HPV-Impfung heran, die im jugendlichen Alter verabreicht wird und vor Gebärmutterhals-, Penis- und Analkrebs schützen kann. In Deutschland seien nur etwa 40 Prozent aller Jugendlichen geschützt. In Ruanda hingegen – wo die Impfung verpflichtend ist – sind nahezu 100 Prozent geschützt.
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