Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen – Binsenweisheit oder guter Rat? In puncto Gesundheit und Wohlbefinden gibt es hier eine klare Antwort, zeigen schwedische Forscher jetzt.
Die Steuererklärung, eine Lerneinheit, den Hausputz – wohl jeder schiebt ab und zu etwas auf. Ab wann Prokrastinieren jedoch chronisch und sogar pathologisch wird, haben jetzt schwedische Forscher ermittelt. Das Team um Johansson et al. interessierte, ob und wie sich ständiges Aufschieben von Aufgaben bei der untersuchten Studentenkohorte auf die Gesundheit auswirkte.
Dazu schlossen die Wissenschaftler insgesamt 3.525 Studenten (2.229 Frauen [63 %]; mittleres Alter: 24,8 Jahre) von 8 Universitäten im Großraum Stockholm und Örebro in ihre Studie ein. Sie stützt sich auf Daten der Sustainable University Life Study, bei der zwischen August 2019 und Dezember 2021 Studenten an fünf Zeitpunkten über ein Jahr hinweg befragt wurden.
Für die aktuelle Arbeit verwendeten die Forscher Daten von 3 Zeitpunkten, um festzustellen, ob das studentische Prokrastinieren 9 Monate später mit schlechteren gesundheitlichen Outcomes verbunden war. Dazu sollten die Teilnehmer im Rahmen eines Selbstberichts dokumentieren, inwieweit 5 Punkte der schwedischen Pure Procrastination Scale auf sie zutreffen (gemessen auf einer Skala von 1–5, wobei 1 = „trifft selten oder nicht zu“ und 5 = „trifft oft oder immer zu“). Der damit errechnete Gesamtwert für den Grad der Prokrastination reichte so von mindestens 5 bis maximal 25.
Beim Follow-up nach 9 Monaten wurden auf Basis der studentischen Selbstberichte verschiedene gesundheitliche Faktoren beurteilt. Dazu gehörten:
Es zeigte sich: Wer mehr prokrastinierte, hatte im Mittel auch ein leicht höheres Level an Stress-, Angst- und Depressionssymptomen. Auch die anderen in der Studie erfassten Aspekte der Gesundheit waren etwas betroffen – Studenten, die viel aufschoben, berichteten öfter über einschränkende Schmerzen, besonders der oberen Extremitäten, waren körperlich weniger aktiv, schliefen schlechter, fühlten sich einsamer und hatten finanzielle Schwierigkeiten. Dieses Bild blieb auch nach Bereinigung der Ergebnisse – was laut den Autoren hier erstmals bei diesem Thema berücksichtigt wurde – um mögliche Störfaktoren bestehen.
Die Assoziation zwischen Prokrastinieren und späteren gesundheitlichen Problemen ist schwach, räumen die Forscher ein; so resultiere beispielsweise aus einer Zunahme von einer Standardabweichung beim Prokrastinationswert lediglich eine mittlere Zunahme der depressiven Symptome von 0,13 Standardabweichungen. Dennoch ist Aufschieben von Aufgaben unter Studenten häufig und sollte im Hinblick auf die Gesundheit junger Menschen berücksichtigt werden, fassen die Forscher zusammen.
Bildquelle: Jeremy Bishop, unsplash.