Melanom-Patienten mit Hirnmetastasen haben eine schlechte Prognose. Therapien wirken oft sehr unterschiedlich – und ein Erfolg kann nicht vorhergesagt werden. Forscher haben jetzt den Grund dafür gefunden.
Therapien bei Melanom-Hirnmetastasen (MHM) wirken stark unterschiedlich, was sich entsprechend auf die Prognose der einzelnen Patienten auswirkt. Die Mechanismen, die das Therapieansprechen steuern, sind jedoch kaum bekannt. In einer von der Vetmeduni geleiteten Studie verwendeten die Forscher nun eine interdisziplinäre Kombination mehrerer Analysemethoden inklusive einer gezielten Gen-Sequenzierung (TargetSeq), um erstmals die molekularen Programme aufzudecken, die möglicherweise die Entwicklung von Hirnmetastasen kontrollieren.
Die Entwicklung von Hirnmetastasen ist bei Melanomen, Lungen- und Brustkrebs häufig. Trotz großer Fortschritte und einem bemerkenswerten Ansprechen bei gewissen Gruppen von Patienten sind bisher entwickelte Therapien unzureichend, um über längere Zeit präventiv zu wirken und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Letzteres wird durch das Auftreten multipler Hirnmetastasen bestimmt und ist daher mit einer sehr schlechten Prognose verbunden. MHM entwickeln sich bei 20–40 % der Melanompatienten im Laufe der Erkrankung. Das mediane Gesamtüberleben nach der Erkennung von MHM beträgt nur 8,9 Monate.
Studien-Letztautor Torben Redmer vom Institut für Medizinische Biochemie und Pathologie der Vetmeduni fasst die wesentlichen Erkenntnisse zusammen: „Unsere Studie liefert Beweise dafür, dass MHM in mindestens zwei Subgruppen unterteilt werden können. Entscheidend dafür sind molekulare Programme, die im Zusammenhang mit der Expression des Adhäsionsproteins E-cadherin (Ecad) und des Nervenwachstumsfaktor-Rezeptors NGFR (Nerve Growth Factor Receptor) reguliert werden. Während Ecad-assoziierte Programme vor allem in Therapie-naiven MHM, also Tumoren, welche noch auf therapeutische Maßnahmen ansprechen, ablaufen, finden wir einen hohen Level an NGFR in Therapie-resistenten MHM. Der Wechsel des Phänotyps von Ecad zu NGFR bestimmt daher vermutlich das unterschiedliche therapeutische Ansprechen der Tumoren und stellt wahrscheinlich ein wesentliches Kennzeichen von progressiven, d. h. rasch fortschreitenden MHM dar.“
Laut den Forschern sind nun weitere Studien erforderlich, um die molekularen Programme vollständig zu erklären, die die Entstehung und das Fortschreiten von einzelnen und multiplen Hirnmetastasen bei Melanomen vorantreiben. Diese weitere Forschung betrifft auch andere Krebsarten, die eine hohe Inzidenz für Hirnmetastasen aufweisen, wie Lungenkrebs und Brustkrebs.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Vetmeduni Wien. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ubaidhulla Adam, unsplash