Durch eine neue Methode zur Entfernung von Karies, die sogenannte Fluoreszenzunterstützte Kariesexkavation (FACE), kann Karies zum ersten Mal anhand der bakteriellen Infektion bestimmt und somit selektiv und zuverlässig entfernt werden.
Konventionell werden die kariösen Bereiche des Zahns mittels einer Sonde oder durch eine spezielle Färbelösung bestimmt. Diese Methoden weisen allerdings einige Ungenauigkeiten auf, die durch die neu entwickelte Technik FACE kompensiert werden könnten. Mit der Sonde wird der Zahn abgetastet, um die Härte der Zahnsubstanz zu ermitteln. Weiches Dentin galt bislang als kariesinfiziert, hartes Dentin als gesund. Den Übergang von weichem zu hartem Dentin zuverlässig zu erkennen, bereitet aber selbst erfahrenen Zahnärzten Mühe. Die Färbelösung soll Karies anzeigen, indem sie in das bakteriell infizierte, poröse Dentin dringt und dieses anfärbt. Tatsächlich wird dabei aber nicht nur bakteriell infiziertes Dentin angefärbt, sondern darüber hinaus auch demineralisierte, nicht infizierte Zahnsubstanz.
Beide konventionellen Methoden haben gemein, dass eine Abgrenzung zwischen infiziertem und nicht infiziertem Dentin nicht zuverlässig und präzise möglich ist. Im Zweifelsfall wird zu viel Zahnsubstanz entfernt oder sogar die Pulpa eröffnet, was eine Wurzelkanalbehandlung nötig macht. „Mit FACE ist es möglich, bakteriell infiziertes Dentin sichtbar zu machen und dieses selektiv und unter Schonung der angrenzenden, nicht infizierten Bereiche zu entfernen. Insbesondere dieser substanzschonende Ansatz in Verbindung mit der Möglichkeit, in pulpanahen Bereichen bakteriell infiziertes Gewebe gezielt entfernen oder auch kontrolliert belassen zu können, macht FACE sinnvoll“, so der Entwickler Professor Dr. Wolfgang Buchalla vom Universitätsklinikum Regensburg.
Im Unterschied zu den etablierten Methoden bildet bei FACE nicht die Beschaffenheit der Zahnsubstanz, sondern erstmals die bakterielle Infektion selbst die Grundlage zur Kariesentfernung, denn ausschließlich kariöses Dentin fluoresziert bei Anregung mit violettem Licht rot. Ursächlich hierfür sind in kariösem Dentin vorhandene Bakterien, die rote Fluoreszenzfarbstoffe synthetisieren. Nicht von Kariesbakterien befallene Zahnsubstanz hingegen leuchtet grün. Sichtbar gemacht werden kann der Rot-Grün-Kontrast durch eine Betrachtung des Zahns mittels eines Sperrfilters, der für violettes Licht undurchlässig ist.
In der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Regensburg wird FACE bereits eingesetzt. „Unsere Patienten profitieren vor allem von der Schonung der Zahnsubstanz und der Vermeidung einer Verletzung der Zahnpulpa, ganz im Sinne einer minimal invasiven und substanzschonenden Vorgehensweise“, fasst Professor Buchalla zusammen. Auch Studierende der Zahnmedizin werden in Regensburg bereits mit der neuen Methode ausgebildet. Der direkte Vergleich von FACE mit Sonde oder Färbelösung hat gezeigt, dass mit Anwendung von FACE, bei Erhalt der gesunden Zahnsubstanz, kariöses Dentin selektiver entfernt werden kann. Die Behandlung zeichnet sich zudem durch eine kürzere Dauer aus.