Gängige antiretrovirale Medikamente zur Behandlung von HIV und Hepatitis B verringern die Energieproduktion der Immunzellen. Das haben Forscher jetzt herausgefunden. Was bedeutet das für die Behandlung?
Die antiretroviralen Arzneimittel Tenofoviralafenamid (TAF) und Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) werden weltweit bei Millionen von Menschen zur Behandlung von HIV- und Hepatitis-B-Infektionen eingesetzt. Auch als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) werden sie gegen HIV bei nicht infizierten Menschen eingesetzt.
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die antiretroviralen Medikamente TAF und TDF die Energieproduktion der Mitochondrien reduzieren. Beide Medikamente führten zu einer Verringerung der zellulären Sauerstoffverbrauchsrate im Vergleich zu Kontrollpersonen. In Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten schien TAF jedoch zu einer stärkeren Energiereduktion zu führen. Ob dies ein Grund zur Besorgnis ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.
Anhand einer klinischen Studie am Menschen und experimenteller Laborstudien untersuchten die Forscher die Auswirkungen von TAF und TDF in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten auf die Fähigkeit der Immunzellen, Energie zu produzieren. In der klinischen Studie wechselten 26 HIV-Infizierte über einen Zeitraum von neun Monaten die antiretroviralen Medikamente und die Forscher untersuchten, wie sich die Behandlung auf die Energieproduktion ihrer Zellen auswirkte. Die Forscher bestätigten diese Ergebnisse experimentell im Labor, indem sie die Medikamente direkt zu gesunden Immunzellen gaben und ihre Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Zellen analysierten.Die Studie umfasst einen komplementären translationalen Ansatz mit sowohl präklinischen In-vitro-Studien als auch klinischen Studien unter Verwendung zugänglicher PBMCs von HIV-1(–)-Teilnehmern (Männer und Frauen) und Menschen mit HIV (PWH) mit unterdrückter Plasma-Virämie unter TAF-basierter gegenüber TDF-basierter ART. Credit: Theodoros Kelesidis
Die klinischen Auswirkungen der Ergebnisse sind zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Die Medikamente werden von Millionen von Menschen weltweit gut vertragen – aber die langfristigen Auswirkungen auf die Fähigkeit menschlicher Zellen, Energie zu erzeugen, sind unklar.
„Mitochondrien sind Schlüsselstrukturen im Inneren der Zellen. Dies ist einer der ersten Beweise dafür, dass antiretrovirale Medikamente, die bei Menschen zur Behandlung von HIV und Hepatitis B eingesetzt werden, die Funktion der Mitochondrien zur Energiegewinnung direkt verändern“, sagt Studien-Hauptautor Dr. Theodoros Kelesidis. „Wir haben unabhängige Forschungsmethoden angewandt, um unsere Ergebnisse zu bestätigen. Dies ist eine wichtige Botschaft, wenn man bedenkt, dass Millionen von Menschen diese antiretroviralen Medikamente einnehmen. Es muss noch gezeigt werden, ob die Auswirkungen der Medikamente auf die Mitochondrien mechanistisch mit bestimmten Stoffwechselveränderungen verbunden sind, die bei der Einnahme beobachtet werden können, wie z. B. Gewichtszunahme.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of California – Los Angeles Health Sciences. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Federico Beccari, unsplash