Bei Patient:innen mit Adipositas ist das Risiko an einer Infektion zu erkranken und dabei schwere Verläufe zu erleiden im Vergleich zu Menschen mit Normalgewicht erhöht. Dies hat sich u. a. durch die Corona-Pandemie gezeigt, in der die Hospitalisierungsrate bei Infizierten mit Adipositas, Bluthochdruck, kardiovaskulären Vorerkrankungen oder Typ-2-Diabetes deutlich anstieg. Dabei deuten Studienergebnisse darauf hin, dass eine Adipositas-Erkrankung die Wahrscheinlichkeit für einen schweren COVID-19-Verlauf um das etwa 3-fache erhöhte im Vergleich zu Betroffenen mit Normalgewicht.1,2 Während der Pandemie des Influenza-A-Virus H1N1 von 2009–2011 war Adipositas ebenso mit einem schweren Krankheitsverlauf und höherem Mortalitätsrisiko assoziiert.1,3,4 Als Verursacher für diesen Zusammenhang werden verschiedene Faktoren vermutet.
Bei Patient:innen mit Adipositas wird das Immunsystem durch den hohen Anteil an Fettgewebe beeinflusst, da dieses u. a. immunmodulierende Botenstoffe produziert. In den Fettzellen werden beispielsweise bestimmte Immunzellen wie M2-Makrophagen oder T2-Helfer-Zellen durch M1-Makrophagen ersetzt, die wiederrum proinflammatorische Zytokine freisetzen. Außerdem sezernieren Adipozyten vermehrt Adipokine wie Leptin, die zusätzlich immunmodulierend wirken. Leptin reguliert als Hormon nicht nur das Sättigungsgefühl, sondern inhibiert auch die Bildung von Typ-I-Inteferonen, die eine initiale Abwehr gegen virale Infektionen darstellen. Somit wird das Immunsystem durch eine erhöhte Leptin-Produktion geschwächt.1,5 Es wird außerdem vermutet, dass der chronisch erhöhte Entzündungsstatus im Körper von Patient:innen mit Adipositas dazu führt, dass regulative Signalwege überstimuliert und so die Immunantwort auf Krankheitserreger wie SARS-CoV-2 gedrosselt werden.1
Die zahlreichen Komorbiditäten, die häufig bei einer Adipositas-Erkrankung auftreten, wirken sich auf die Aktivität des Immunsystems aus. Fettgewebe im Mediastinum und der Bauchhöhle stellen mechanische Stressoren für die Lungenfunktion von Patient:innen mit Adipositas dar. Der gesamte Atemtrakt leidet unter den Einschränkungen, wodurch sich Atemwegs-erkrankungen und -infektionen sehr schwer auf Betroffene auswirken können.
Patient:innen mit Adipositas leiden häufiger an obstruktiver Schlafapnoe, was den Zustand der Lunge zusätzlich verschlechtern kann. Durch die Erkrankung werden Entzündungen im Lungengewebe gefördert und die Lungenleistung weiter vermindert. Der aus einer Schlafapnoe resultierende Schlafmangel kann außerdem zur Inhibierung immunstimulierender Funktionen führen. Bekommt der Körper zu wenig Schlaf, reduziert sich z. B. die Lymphozytenzahl und die NK-Zellen-Aktivität wird gehemmt. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass reduzierter Schlaf (< 6 Stunden) mit einer verminderten Lebenserwartung, erhöhter Vulnerabilität gegenüber viralen Infekten und einem reduzierten Antikörpertiter nach Impfungen assoziiert ist.1,6
Ein Typ-2-Diabetes kann sich als Stoffwechselerkrankung auf viele Bereiche des Körpers auswirken, auch auf das Immunsystem. Dabei sind > 90 % der Patient:innen mit Typ-2-Diabetes an Adipositas erkrankt.1,7 Es konnte gezeigt werden, dass Typ-2-Diabetes bei COVID-19 zu einem 2-fach erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf führt. Auch bei MERS und Influenza ist die Stoffwechselerkrankung mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden.1
Die Ernährung wirkt sich durch die Zufuhr von essentiellen Nahrungsbestandteilen und den Einfluss auf das Mikrobiom im Darm auch auf die Funktionen des Immunsystems aus. Die Vitamine B6, B12, C, D, E und Folsäure spielen u. a. eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der angeborenen und der adaptiven Immunantwort. Außerdem wirken Omgea-3-Fettsäuren entzündungshemmend und können Zytokinstürme regulieren. Patient:innen mit Adipositas leiden besonders häufig unter einem oder mehreren Vitaminmängeln (z.B. Vitamin D) und unter einer Dysbiose ihrer Darmflora. Das Mikrobiom wird mit einigen Funktionen des Immunsystems in Verbindung gebracht, da es u. a. die Produktion von Zytokinen und T-Zellen stimuliert.1,8
Daneben kann Sport das Risiko an Infektionskrankheiten zu erkranken reduzieren und gleichzeitig vor akuten Atemwegsinfekten schützen. Durch regelmäßige Bewegung werden beispielsweise entzündungshemmende Zytokine freigesetzt, die sich positiv auf die Immunfunktion auswirken.1,9 Ein weiterer Grund, weshalb Menschen mit Adipositas möglichst viel Bewegung in ihren Alltag integrieren sollten.
Eine Änderung des Lebensstils kann Betroffenen mit Adipositas dabei helfen, das Immunsystem zu stärken und so die Infektanfälligkeit zu reduzieren. Gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport können dabei unterstützen und gleichzeitig zu einer Gewichtsreduktion beitragen. Übertriebene, radikale Diäten sollten dabei allerdings vermieden werden, da diese das Immunsystem schwächen können.1 Tipps für eine langfristige Etablierung eines gesunden Lebensstils finden Sie hier.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von Novo Nordisk. // ID: DE23CO00004
Referenzen: