Sport macht nicht nur fitter, sondern könnte auch den Erfolg einer Expositionstherapie bei PTBS steigern. Das zeigt eine bisher einzigartige Studie.
Bei der Therapie einer post-traumatischen Belastungsstörung (PTBS) sind laut S3-Leitlinie Trauma-fokussierte Interventionen die Behandlung erster Wahl. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Verarbeitung der Erinnerung an das traumatische Ereignis und deren Bedeutung. Allerdings sprechen viele Patienten auf eine solche Therapie nicht an und für Betroffene kann die Intervention mit einer hohen Belastung einhergehen, was zum Therapieabbruch führen kann. Daher versuchten australische Forscher nun herauszufinden, ob die Therapiewirksamkeit mit kurzen sportlichen Übungen gesteigert werden kann. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin The Lancet Psychiatry.
In einer bisher einzigartigen einfach-verblindeten, randomisierten, kontrollierten Studie untersuchten die Wissenschaftler, welchen Einfluss 10 Minuten aktives aerobes Training – also Sport unter der Anaerob-Schwelle – nach einer 90-minütigen Expositionstherapiesitzung haben. In der Kontrollgruppe ersetzten die Teilnehmer das aerobe Training durch 10-minütige passive Dehnübungen. Die Probanden waren Erwachsene mit klinisch diagnostizierter PTBS. Insgesamt nahmen 130 Teilnehmer zwischen 2012 und 2018 an der Studie teil, die 1:1 in beide Gruppen eingeteilt wurden. Der primäre Endpunkt war der PTBS-Schweregrad, der zu Studienbeginn sowie eine Woche und sechs Monate nach Behandlung erfasst wurde.
Die Forscher konnten anhand ihrer Studie zeigen, dass eine Therapieergänzung durch 10 Minuten aerobes Training dazu führte, dass die Patienten sechs Monate nach Beendigung der neunwöchigen Behandlung über eine stärkere Reduzierung der Schwere ihrer PTBS-Symptome berichteten als die Kontrollgruppe. Gemessen wurde das anhand der CAPS-2-Skala, die die Häufigkeit und Intensität von PTBS-Symptomen auswertet und so den Schweregrad bestimmt. Dadurch ergab sich eine moderate Effektstärke durch die untersuchte Therapieergänzung von 0,6. Die aktiven Sportübung führte in der Gruppe auch zu keinen unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Intervention.
Laut Autoren haben kurze aerobe Trainingseinheiten das Potenzial, langfristige Erfolge der Expositionstherapie bei PTBS zu steigern. Natürlich hat diese Studie wie jede ihre Limitationen und nur eine begrenzte Aussagekraft: Durch die geringe Teilnehmerzahl und kurze Laufzeit der Untersuchung ist es schwierig, den langfristigen Nutzen der Therapieergänzung zu erfassen. Doch die Ergebnisse sind vielversprechend und sollten in weiteren unabhängigen und größer sowie länger angelegten Studien untersucht werden. So könnte das Ansprechen auf eine PTBS-Therapie wohlmöglich langfristig gesteigert werden. „Diese Strategie könnte ein einfaches und erschwingliches Mittel sein, um die Behandlungserfolge für die Expositionstherapie bei Menschen mit PTBS zu steigern“, schreiben die Forscher als Fazit.
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