Kontakte mit dem europäischen Fuchsbandwurm können für Menschen tödlich enden. Nun hat der Parasit Ländergrenzen und Ozeane überwunden und es bis in die USA geschafft.
Die Alveoläre Echinokokkose (AE) ist eine schwere Parasiten-Erkrankung, die durch den Fuchsbandwurm ausgelöst wird und unbehandelt tödlich verläuft. Der Fuchsbandwurm ist in der nördlichen Hemisphäre verbreitet, in verschiedenen Regionen konnten jedoch unterschiedlich ausgeprägte Typen identifiziert werden. In einer aktuellen Studie hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Prof. Thomas Barth, Oberarzt am Institut für Pathologie der Uniklinik Ulm, nun gezeigt, dass der Europäische Typ des Fuchsbandwurms in den USA vorkommt und sich dort möglicherweise schleichend ausbreitet. Die Studie wurde kürzlich im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Der Lebenszyklus des Fuchsbandwurms ist überwiegend auf den Fuchs als Hauptwirt und auf die Feldmaus als Zwischenwirt beschränkt. In einigen der besonders betroffenen Regionen, wie auf der Schwäbischen Alb und im Allgäu, sind mehr als 50 Prozent der Füchse befallen.
Der Mensch kann sich zufällig mit dem Fuchsbandwurm infizieren, indem er die Eier des Parasiten beispielsweise durch Kontakt mit infizierten Wildtieren oder ihren Ausscheidungen aufnimmt. Die daraus resultierende, überwiegend in der Leber lokalisierte, Alveoläre Echinokokkose verläuft – wenn unbehandelt – tödlich und tritt im Süden Deutschlands endemisch auf.
Der Weg der interkontinentalen Ausbreitung des Europäischen Typen des Fuchsbandwurms in die USA ist unklar. Mit Hilfe von detaillierten histologischen und vergleichenden genomischen Untersuchungen zweier US-amerikanischer Patienten mit AE konnten die an der Studie beteiligten Experten nun jedoch zeigen, dass der Parasit nahezu identisch mit einem Europäischen Typen des Fuchsbandwurms war.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen konnten die Forscher schließen, dass der Europäische Typ in den USA vorkommt und sich dort möglicherweise schleichend ausbreitet. Auch scheint diese Variante virulenter zu sein als die in den USA vorherrschende Nordamerikanische Variante des Fuchsbandwurms. Die Daten weisen darauf hin, dass die Europäische Form des Fuchsbandwurms den Nordamerikanischen Typen verdrängen könnte und folglich mehr Menschen an AE vom Europäischen Typ in den USA erkranken könnten.
„Aufgrund des endemischen Charakters in unserer Region forschen wir an der Universitätsmedizin Ulm gemeinsam mit den Fachrichtungen Innere Medizin I, Innere Medizin III und Allgemein- und Viszeralchirurgie seit vielen Jahren an der Diagnostik und der Behandlung der Alveolären Echinokokkose“, erklärt Prof. Dr. Thomas Barth. „Die Entstehung der virulenteren Variante in den USA erfordert nun ein wachsendes diagnostisches Bewusstsein der dortigen Ärztinnen und Ärzte, vor allem, wenn es um die Behandlung von Menschen mit für die AE typischen tumorartigen Wucherungen geht, die sich nicht im Ausland aufgehalten haben.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Ulm. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Gary Bendig, unsplash