Soziale Kontakte und regelmäßige Aktivitäten wirken sich positiv auf Symptome von Demenz-Patienten aus. Einer aktuellen Studie zufolge kann das psychosoziale Umfeld den Krankheitsverlauf verlangsamen.
Nach aktuellen Schätzungen leben in Deutschland 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Diese Zahl könnte bis zum Jahr 2050 auf bis zu 2,8 Millionen ansteigen. Bisher standen bei der Versorgung von Menschen mit Demenz vor allem medizinische und pflegerische Aspekte im Vordergrund. Eine aktuelle Studie rückt nun auch psychosoziale Aspekte in den Fokus.
Die Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) untersuchte die Wirkung unterschiedlicher Maßnahmen bei der Behandlung von Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Zentrales Ergebnis: Von Demenz betroffene Menschen, die in ihrem gewohnten Umfeld betreut werden und sozial eingebunden sind, weisen bessere Krankheitsverläufe auf. „Mit der Diagnose Demenz kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf Angehörige einschneidende Veränderungen zu. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass wir bei der Versorgung von Menschen mit Demenz neben medizinischen auch die sozialen Aspekte in den Vordergrund stellen müssen“, schlussfolgert Familienministerin Lisa Paus.
„Als Gesellschaft müssen wir alles dafür tun, dass Demenzkranke so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in ihrem gewohnten Zuhause leben können und in soziale Aktivitäten eingebunden sind. Es ist wichtig, dass sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wertgeschätzt und wahrgenommen fühlen“, sagt Paus. Das Familienministerium fördert lokale Allianzen für Menschen mit Demenz mit dem Ziel, dass sich Akteure vor Ort besser vernetzen, um gemeinsam mit Betroffenen passende Angebote zu entwickeln.
Die Ergebnisse der Studie geben wichtige Hinweise für ein gutes Miteinander mit an Demenz erkrankten Menschen sowie ihrer Pflege und Behandlung: Demnach spielt die eigene Lebenswelt für Menschen mit Demenz eine besonders wichtige Rolle. Regelmäßige soziale Kontakte, vor allem gemeinsame Aktivitäten, die das soziale Miteinander fördern und den Menschen mit Demenz aktiv am Alltag teilhaben lassen, wirken sich positiv auf Demenzsymptome aus. Die Studie bestätigt mit ihren Ergebnissen Untersuchungen aus dem Ausland, die zuvor ähnliche Ergebnisse nahegelegt hatten.
Die Forscher des DZNE bezogen in ihrer Arbeit sowohl Mitarbeiter aus Pflege und medizinischer Versorgung, Ehrenamtliche als auch betreuende Angehörige ein. „Die intensiven Diskussionen mit den Studienteilnehmenden bestätigen, dass psychosoziale Faktoren eine hohe Bedeutung haben – sowohl für die Lebensqualität als auch für die Autonomie und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz. Wenn die psychosozialen Aspekte gezielt gestärkt werden, beeinflusst das den Krankheitsverlauf positiv und unterstützt die pflegenden Angehörigen“, sagt Prof. Wolfgang Hoffmann vom DZNE Rostock/Greifswald.
Es sei wichtig, Modellprojekte zu initiieren, die positive soziale Kontakte von Menschen mit Demenz stärken. Bedarf bestehe auch an gesellschaftlicher Aufklärung sowie der Unterstützung der Angehörigen. In der Praxis scheitern allerdings viele Ansätze am Mangel an geschultem Personal, weiten Entfernungen oder geeigneten Transportmöglichkeiten. „Trotzdem wäre es ein nächster wichtiger Schritt, konkrete praktische Möglichkeiten zu entwickeln, um die nachweislich effektivsten psychosozialen Maßnahmen in die Demenzversorgung zu integrieren“, schlussfolgern die Studienautoren.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE). Hier und im Text findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Philippe Leone, unsplash