In den USA dominiert die Corona-Subvariante XBB.1.5 das Infektionsgeschehen – aber wie sieht es bei uns aus? Erfahrt hier mehr zur aktuellen Lage in Europa.
Nachdem sich die Corona-Sublinie XBB.1.5 explosionsartig in den USA ausgebreitet hat (wir berichteten), ist sie nun auch in Europa auf dem Vormarsch. Jüngste Daten aus einigen Ländern der Region deuten auf die zunehmende Präsenz von XBB1.5. hin, sagte Hans Kluge, Direktor des WHO-Regionalbüros Europa, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Fälle würden in kleiner, aber wachsender Zahl entdeckt; man arbeite daran, potenzielle Auswirkungen zu bewerten.
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Bei XBB.1.5 handelt es sich um die ansteckendste Subvariante, die bisher entdeckt wurde. Die wahrscheinlichste Erklärung für den Wachstumsvorteil ist offenbar die besonders ausgeprägte Fähigkeit zur Immunflucht der Variante, kombiniert mit der Mutation S486P im Spike-Protein, die mit einer höheren Affinität zu ACE2 verbunden ist.
Laut jüngster Daten des ECDC wurden bis zum 9. Januar dieses Jahres 4.770 Sequenzen, die zur rekombinanten Subvariante XBB.1.5 gehören, in der Datenbank GISAID EpiCoV hinterlegt. Die meisten dieser Einreichungen stammen aus den USA (4.111 Sequenzen) und Großbritannien (202 Sequenzen), aber die Variante wurde auch in mehreren europäischen Ländern entdeckt – einschließlich Deutschland, Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Island, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Rumänien, Slowenien, Spanien und Schweden.
Allerdings liegt der Anteil der Variante in der EU in den letzten zwei Wochen des Jahres 2022 schätzungsweise unter 2,5 %. Die Verdopplungszeit des Anteils von XBB.1.5. beträgt laut der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC 9 Tage und der Anteil der Sublinie liegt in den USA schätzungsweise bei 27,6 %. Es bleibt jedoch unklar, ob sich die Variante in den kommen Wochen dort durchsetzen wird.
„Das schnelle Wachstum in den USA bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Variante in der EU/EWR dominant wird, da während der Pandemie mehrfach große Unterschiede in der Variantenverbreitung zwischen Nordamerika und Europa beobachtet wurden“, schreibt das ECDC. „Es besteht das Risiko, dass diese Variante einen zunehmenden Einfluss auf die Zahl der COVID-19-Fälle in der EU/EWR haben könnte, jedoch nicht innerhalb des kommenden Monats, da die Variante derzeit in der EU/EWR nur in sehr geringem Umfang auftritt“, so das Fazit.
Kluge äußerte sich auch zur Corona-Lage in China und teilt die aktuelle Einschätzung der ECDC, dass „keine unmittelbare Bedrohung“ für den europäischen Raum durch einen COVID-19-Ausbruch in China bestehe. Basierend auf den Daten, die die WHO von China erhalten hat, bestehe zwar keine akute Gefahr, jedoch seien detailliertere und regelmäßige Informationen seitens China nötig, um die Situation zu überwachen, erklärt Kluge.
„Wir können nicht selbstgefällig sein“, fügt er hinzu. Die WHO erkenne an, dass eine Reihe von Ländern auf der Grundlage des Vorsorgeprinzips einige Maßnahmen umsetze. „Es ist nicht unangemessen, dass Länder Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerung ergreifen, während wir auf detailliertere Informationen warten, die in öffentlich zugänglichen Datenbanken geteilt werden“, sagt er. Jede Maßnahme sollte „in der Wissenschaft verankert, angemessen und nicht diskriminierend“ sein.
Bildquelle: Christian Lue, unsplash