Infektionen mit Acinetobacter baumannii sind häufig bei katheterisierten Patienten. US-Forscher könnten jetzt einen bislang unbekannten Zusammenhang aufgedeckt haben.
Acinetobacter baumannii gilt als echter Problemkeim. Das Gram-negative Bakterium führt weltweit nicht nur immer häufiger zu nosokomialen Infektionen, die Behandlung der Infektionen wird durch zunehmende Resistenzentwicklung auch deutlich komplizierter. Klinikausbrüche sind keine Seltenheit. Dort befällt der opportunistische Keim gerne die Lungen von Beatmungspatienten oder löst Harnwegsinfekte bei katheterisierten Patienten aus. Trotz der Bemühungen um Überwachung und Infektionskontrolle werden weltweit regelmäßig neue A. baumannii-Stämme aus Gesundheitseinrichtungen isoliert. Womöglich gelangt der Keim über einen bisher unbekannten Weg dorthin. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer aktuellen Studie hin, die in Science Translational Medicine erschienen ist.
Darin hat eine US-Forschergruppe den Zusammenhang zwischen Blasenkatheterisierung und A. baumannii-Infektionen in einem eigens dafür entwickelten Mausmodell näher untersucht. Dazu infizierten sie Mäuse mit dem Keim, die anschließend teilweise mehrere Wochen lang eine hohe Belastung mit A. baumannii in ihrem Urin aufwiesen. Zwei Monate nach der Genesung legten die Forscher den Mäusen Blasenkatheter, wobei das Desinfizieren der Körperregion und des Katheters verhindern sollte, dass der Keim von außen eingetragen wurde. Mehr als die Hälfte der Tiere entwickelte nach 24 Stunden eine Sekundärinfektion mit A. baumannii.
Das legt die Vermutung nahe, dass die Bakterien irgendwo kleine Reservoirs gebildet haben könnten, die nach dem Katheterisieren reaktiviert werden. Immerhin konnte schon in anderen Studien gezeigt werden, dass A. baumannii in Lungenepithelzellen und Makrophagen eindringen und sich dort vermehren kann. Und so war es wohl auch in diesem Fall: Die Wissenschaftler konnten den Erreger in den Zellen des Blasenepithels von vollständig genesenen Mäusen nachweisen.
Die Forscher untersuchten in ihrer Studie auch Daten einer Kohorte gesunder Menschen, die knapp 7.000 Personen umfasste, und stellten fest, dass 2 % A. baumannii oder andere Bakterien in ihrem Urin trugen, ohne Symptome zu zeigen. Deswegen vermuten sie, dass Patienten den Erreger unwissentlich in eine Klinik einschleusen, und zwar lange nach einer Erstbesiedlung. Diese Wirtsreservoire wiederum könnten durch einen Eingriff mit einem medizinischen Gerät, wie z. B. einem Katheter, aktiviert werden, was wiederaufflammende Infektion auslöst. „Unsere Ergebnisse könnten in Zukunft möglicherweise zur Einführung neuer präventiver Strategien führen, um das Risiko von A. baumannii-Infektionen und nachfolgenden Krankenhausausbrüchen zu verringern“, spekulieren die Studienautoren. Wie genau die aussehen könnten, führen die Forscher aber nicht weiter aus.
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